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Archiv für die Kategorie ‘Gedichte’Knapp vierundzwanzig Stunden nach der Extraktion des Zahnes fühle ich mich wieder fit genug für einen morgendlichen Dauerlauf: Ich starte um 6.50 Uhr vom Fitnessstudio aus und laufe über Mohr- und Hompessen-Alpe hinauf zur Juget. Dort angekommen, genieße ich kurz die herrliche Aussicht: Anschließend laufe ich Kalzhofener Berg und Muttener Höhe zurück nach Oberstaufen. Hier ist der Weg schmal, mal geht es hinauf, mal hinunter, mal durch den Wald, mal über Weiden. Ich trainiere auf diesem Streckenabschnitt also nicht nur meine Ausdauer, sondern wie bei jedem Traillauf auch meine Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit. Von Buflings aus geht es dann über Asphalt zurück zum Fitnessstudio. Am Ende der Trainingseinheit zeigt mir die App Runtastic folgendes Ergebnis an: Am Nachmittag bin ich mit Schrothkurgästen unterwegs: Wir wandern die rund fünf Kilometer lange Strecke von Steibis zur Talstation der Hochgratbahn. Die Einkehr findet nach der Fahrt mit der Bahn im Bergrestaurant statt. Eine der Teilnehmerinnen ist sehr an den zahlreichen Wildpflanzen, die entlang des Weges wachsen, interessiert. Es ist mir ein Vergnügen, ihre zahlreichen Fragen beantworten zu können. Der letzte Arbeitseinsatz des Tages findet am Abend im Garten statt. Insgesamt kommen heute also acht sehr abwechslungsreiche Arbeitsstunden zusammen.
PS: Zu guter Letzt ein Gedicht des österreichischen Lyrikers Erich Fried, das mir während meines Dienstes im Fitnessstudio vorgetragen wird:
Dieses Gedicht eines unbekannten Autors, das ich während meiner Schulzeit auswendig lernen musste, geht mir heute während eines abendlichen Spaziergangs rund um den Staufen durch den Kopf. Die ersten beiden Strophen habe ich sofort parat. Bei den anderen beiden muss ich etwas länger in meinem Gedächtnis kramen, die letzten beiden Zeilen fallen mir gar nicht mehr ein. Um mich an sie zu erinnern, muss mir später Freund Google zu Hilfe kommen. Kein Wunder, denn Butterstullen und Schmalz gibt es schon lange nicht mehr bei mir, ich bevorzuge mittlerweile Knochenmark! Das steht heute gleich zweimal auf meinem Speiseplan:
PS: Am Nachmittag ist meine Stimmung ziemlich trübe und der Irrsinn der Welt prallt nicht wie sonst üblich an mir ab. Aber nach dem Spaziergang im Licht des Mondes und der Sterne kehren meine Zuversicht und meine Lebensfreude Gott sei Dank wieder zurück. Über Oberstaufen liegt heute eine dichte Wolkendecke. Ein Blick auf die Webcam der Hochgratbahn zeigt allerdings, dass oberhalb von 1000 Metern die Sonne scheint, so dass wir meinen gestrigen Plan, über die Brunnenauscharte auf den Hochgrat zu laufen, heute in die Tat umsetzen. Schon im Ehrenschwangertal liegt die Wolkendecke hinter bzw. unter uns: Auf dem Weg von der Brunnenauscharte zum Gipfel des Hochgrats wird das gewaltige Ausmaß der Wolkendecke, die sich nördlich der Nagelfluhkette erstreckt, sichtbar: Kurz unterhalb des Gipfels: Sonnenuntergang am Hochgrat: Der Abendhimmel über den Allgäuer Hochalpen: Während der ersten Hälfte des Abstiegs begleitet uns je nach Blickrichtung ein intensiv orange oder rosa gefärbter Abendhimmel. Auf der zweiten Hälfte legt sich nicht nur die Dunkelheit, sondern auch die Wolkendecke über uns. Die Sichtweite beträgt nur wenige Meter, alles ist Grau in Grau. Trotz der Dunkelheit können wir die Stirnlampen ausgeschaltet lassen, denn der Weg ist uns ja bestens bekannt.
So empfindet Hermann Hesse das Wandern durch den Nebel bzw. die Wolken. Ich dagegen fühle mich geborgen und ganz und gar nicht allein.
Klar, mein höheres Selbst ist jederzeit bei mir, wie sollte es auch anders sein? Das dazugehörige Mantra lautet Sanatana Hum. Sanatana bedeutet ewig, unvergänglich. So sehen meine heutigen Mahlzeiten aus:
Mittlerweile bekomme ich nur noch luftgetrocknete Walnüsse. Deshalb knacke ich sie schon am Morgen und weiche sie für ein paar Stunden ein. So schmecken sie wie frische. Heute war ich vor allem damit beschäftigt, meine materiellen Energiereserven wieder aufzufüllen, d.h. ich futterte ordentlich. „Passend“ dazu stolperte ich über einen Artikel, in dem von einem über 100-jährigen Yogi berichtet wurde: 104 Jahre alt – Yogi Swami Ygananda präsentiert seine Beweglichkeit und plant, 150 zu werden. Zitat aus dem Artikel:
Für das Verarbeiten von Nahrung wurde Energie benötigt, so viel war klar, aber man nahm doch weitaus mehr auf, als man für die Verdauung aufbringen musste. Das war jedenfalls meine Erfahrung. Ganz davon abgesehen, dass die Nahrungsaufnahme ein sinnliches Vergnügen war, auf das ich nicht verzichten möchte. Aber als Yogi war man an sinnlichen Vergnügungen vielleicht eher nicht interessiert.
PS: Um 20.00 Uhr gönnte ich mir das sinnliche Vergnügen, kurz vor dem Beginn eines Gewitterregens nach draußen zu gehen. Der Wind riss heftig an meinem Schirm und weckte Erinnerungen an die Geschichte vom fliegen Robert in mir:
So weit wie den Robert trug mich der Wind nicht. Bevor es ganz wüst wurde, es hagelte etwas später sogar, ging ich nämlich schön brav nach Hause! Es entladen sich die Götter, Reinigen ihr Wolkenhaus, Und die Menschen baden’s aus. Soweit Franz Grillparzer zum Thema Dauerregen. Guido und ich badeten den Regen nicht aus, wir saßen ihn aus. Erst am Nachmittag, als der göttliche Reinigungsdienst die Regenmenge etwas drosselte, wagten wir uns kurz nach draußen: Zum Ausbaden kam ich dann am Abend im Aquaria: Im warmen Thermalwasser liegend konnte ich dort den Regen sogar genießen. Das genoss ich heute an Lebensmitteln:
Die Sapote „Chico“ schmeckte wieder sehr gut, leider war es die Letzte. Für nächste Woche hatte ich aber nach der Mahlzeit spontan Sapotillen bei Tropenkost bestellt. Diese schmecken ja ähnlich. |