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Archiv für die Kategorie ‘Wildpflanzen’Vom Winter und vom Schnee habe ich mittlerweile genug. Das war noch in Oberstaufen anders, da war ich immer etwas traurig, wenn der Winter zu Ende ging. Aber hier in Graubünden ist der Winter lang und mein Bedarf an Winter daher mehr als gedeckt! So zieht es mich am heutigen, arbeitsfreien Tag nicht in die Höhe, wo immer noch reichlich Schnee liegt, sondern in die Tiefe, genauer gesagt ins Prättigau. Das Prättigau ist ein Tal im Norden des Kantons Graubünden und wird von der Landquart, einem Nebenfluss des Rheins, durchflossen. Der höchste Punkt ist das Verstanclahorn mit 3297 Höhenmetern, der tiefste liegt in der Klus auf 576 Höhenmetern. Die Wanderung, die Guido und ich heute unternehmen, liegt zwischen 809 und 1364 Höhenmetern und damit im grünen Bereich: Ausgangspunkt ist Saas im Prättigau, Ziel Küblis. Saas und Küblis sind Ansiedlungen auf der nördlichen Talseite des mittleren Prättigaus. Küblis ist eine eigenständige Gemeinde mit rund 890 Einwohnern, Saas gehört zu Klosters und hat rund 730 Einwohner. Hier sind beide Ansiedlungen zu sehen, Saas liegt im Vordergrund: Die Wanderung entspricht von Anfang an meinen Erwartungen: Hier ist die Natur wesentlich weiter als in Schmitten oder Davos und es gibt reichlich Grünfutter wie junge Triebe des Wiesen-Labkrauts, Blätter der Knoblauchsrauke, Blütenstände vom Kriechenden Günsel und junge Triebe der Zaunwicke. Die drei Letztgenannten sind hier zu sehen: Mit zum Kräuterreigen gehören außerdem Löwenzahnblätter und -blüten sowie Blüten vom Wundklee und von der Schlüsselblume: Blätter vom Wilden Spinat, vom Barbarakraut und von der Pfeilkresse lasse ich mir ebenfalls schmecken: Zwischendurch gibt es auch kleine Mengen von Breit- und Spitzwegerich: Die Wanderung dauert drei Stunden und fast genauso lang dauert meine Wildkräuterfutterei. Der Blick zurück ins obere Prättigau, in der Bildmitte ist das Pischahorn zu sehen: Der Blick in die entgegengesetzte Richtung reicht bis zum Pizol: Der Plävigginersee, ein Ausgleichsbecken für das Wasserkraftwerk Küblis: Der See ist mit Bach- und Regenbodenforellen besetzt, die gefischt werden können. Hier geht der Blick auf die südliche Talseite zur Parsennfurgga und zur Weissfluh: Bei den Hütten von Tälfsch kurz oberhalb von Küblis: Unsere Wanderung endet in Küblis. Fazit der Tour: Das Prättigau hat mir so gut gefallen, dass ich bestimmt wiederkommen werden. In der Nacht regnet es überaus heftig und andauernd. Am frühen Morgen hat es sich aber Gott sei Dank ausgeregnet, so dass ich mich ohne Regenschirm auf den Weg nach Davos machen kann. Dort schaue ich mir ein Zimmer an, das ich in der Zeit, in der ich am Sessellift arbeite, als Wochenendunterkunft nutzen will. Bevor es zurück nach Hause geht, statte ich außerdem dem Coop einen Besuch ab und besorge Fleisch vom Lamm. Zurück zu Hause lasse ich mir erst einmal Gemüse und Avocados schmecken, das Fleisch gibt es am späten Abend nach einer Wanderung über Pardela und Acla sowie einer eineinhalbstündigen Yogaeinheit:
Während der Wanderung kann ich diesen Walderdbeeren nicht widerstehen: Sie schmecken köstlich. Auf den Wiesen von Pardela blühen die ersten Herbstzeitlosen: Daran sieht man, dass der Herbst langsam aber sicher näher rückt! Entlang des Weges wachsen außerdem zahlreiche Sumpf-Herzblätter, auch Studentenröschen genannt: Der Name Herzblatt bezieht sich auf die frühere Verwendung der Pflanze bei Herzklopfen. Der Blick über Hütten von Acla auf die Bergüner Stöcke: Die Gegend rund um Oberstaufen war schön, aber die Gegend rund um Schmitten ist noch viel schöner. PS: Ich bin gespannt, ob der Verzehr des Lammfleisches irgendwelche Auswirkungen auf die Wanderröte hat. Um 11 Uhr fahre ich mir dem Postbus nach Davos, um Melonen „Piel de Sapo“ zu besorgen. Leider ist diese Sorte ausverkauft, so dass ich mich mit gelben Honigmelonen und einer Galia-Melone begnügen muss. Aber eigentlich schmecken mir im Moment alle Melonensorten mit Ausnahme der Wassermelone, meiner jahrelangen Favoritin. Ich besorge mir aber nicht nur Melonen, sondern auch Bananen, Mirabellen und Aprikosen aus dem Wallis. Nach meiner Heimkehr lasse ich mir zuerst eine gelbe Honigmelone schmecken, später dann Mirabellen: Die aus Lothringen stammenden Früchtchen lösen unverhofft eine himmlische Phase aus.
Alle Früchte schmecken gut, wenn nicht gar himmlisch. Was mir aber nicht zum ersten Mal auffällt: Das Zufriedenheitsgefühl nach einer Mahlzeit mit Früchten hält nicht lange an und das anschließend auftretende Hungergefühl ist größer als wenn ich gar nichts esse.
Das Taubenkropf-Leimkraut erbeute ich während eines abendlichen Spaziergangs. Während einer Wanderung von Davos Wiesen nach Schmitten probiere ich, ob mein Körper zur „Behandlung“ der Wanderröte mit zwei als schwach giftig eingestuften Pflanzen etwas anfangen kann. Zuerst probiere ich eine Beere der Roten Heckenkirsche: Sie ist so bitter, dass ich sie sofort ausspucken muss. Eine Stunde später probiere ich es mit einer Beere des Bittersüßen Nachtschattens: Das Ergebnis ist dasselbe, ich muss die Beere ausspucken. Vielleicht sind sie ja hilfreich bei der Behandlung der Wanderröte. 🤔 Lecker schmeckt außerdem der eher selten auf meinem Speiseplan stehende Rucola, der gestern schon meinen Speiseplan bereicherte:
Die Zuckererbsen stammen vom Coop und sind wie der Rucola eine willkommene und leckere Abwechslung. Vormittags fahre ich nach Davos, um dort Lebensmittel zu besorgen, die wir im Dorfladen nicht führen, zumindest nicht heute. Dazu gehören Stangensellerie und Grapefruits, die beide auf meinem Speiseplan landen. Der Stangensellerie allerdings nur als Saft. Außerdem lasse ich mir das vorerst letzte Stück Lammfleisch schmecken, das noch im Kühlschrank lagert:
Wie lange ich es ohne Fleisch aushalte, wird sich zeigen. Von der weißen Malve lasse ich mir mehrere Blütenstände schmecken Steinmänner am unteren Ende der vom Muchetta herunterziehenden Breitrüfi, einem Geröllfeld: Bei Schönboden: Der Blick von Schönboden auf Schmitten, die Erhebung rechts im Bild ist der Hirtenstock: Blick zurück auf den Muchetta: Bei Filisur trennen sich die Wege von Guido und mir: Guido läuft zu Fuß nach Hause, ich „teste“, ob ich mit Hilfe von Bahn und Bus nach Hause komme. Der Test verläuft zu meiner Zufriedenheit, um 21.05 Uhr bin ich zurück in Schmitten. PS: Zusammen mit mir wartet am Bahnhof von Tiefencastel eine Frau mittleren Alters. Nach einer Weile komme ich mit ihr ins Gespräch. Nun ja, Gespräch ist vielleicht zu viel gesagt, denn eigentlich redet ausschließlich sie. Sie beklagt sich lautstark darüber, wie schlecht die Welt ist und beleidigt dabei indirekt einen jungen Mann, der ebenfalls an der Bushaltestelle steht. Das jetzt nach dem Drama im Dorfaden jetzt schon der zweite, psychisch gestörte Mensch, der mir begegnet. Was sollen mir diese Begegnungen sagen, dass ich ebenfalls psychisch gestört bin? Na, das weiß ich eh! |