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Archiv für die Kategorie ‘Ernährung’Den Vormittag verbringen Guido und ich zu Hause, nachmittags steigen wir zum Chegel- bzw. Kegelplatz auf. Hier waren wir im November 2020 während unseres Abstiegs vom Tiaun das letzte Mal: Unverhofftes Gipfelglück. Das Ziel des heutigen Aufstiegs ist es, die Felsformationen in diesem Gebiet mit Willi, Guidos Drohne, zu erkunden. Bis nach Acla, unserem ersten Zwischenziel, sind dreihundert Höhenmeter zu überwinden, von Acla nach Zaplina, einer Weidefläche auf rund 2000 Höhenmetern, nochmals 400. Das Panorama bei Zaplina: Der Aufstieg von Zaplina zum Chegelplatz führt über einen schmalen, kaum erkennbaren Pfad nach oben: Hier trauen sich die ersten Frühlings-Anemonen und das noch robustere Immergrüne Felsenblümchen ans Sonnenlicht: Das Immergrüne Felsenblümchen ist durch seine immergrünen, ledrigen Laubblätter an Standorte in großen Höhen bestens angepasst. Unser Aufstieg endet an der Schneegrenze auf rund 2300 Höhenmetern. Während Guido die Drohne startet, verkrieche ich mich hinter einen Felsen, der mich wenigstens ein bisschen vor dem heftigen und zudem kalten Wind schützt: Die Aussicht, die ich hier genießen kann, ist beeindruckend. In der Ferne ist sogar der Piz Bernina, der einzige Viertausender der Ostalpen und der höchste Berg Graubündens, mit dem berühmten Biancograt zu erkennen: Ziemlich durchgefroren, aber guter Stimmung geht es eine Stunde später wieder nach unten: Auf einem durch Latschenkiefern führenden Wegabschnitt ist es mehr oder weniger windstill und die Temperaturen sind deutlich angenehmer als auf dem Chegelplatz: Zudem duftet es hier wunderbar nach Kiefernnadeln. An der Alp Afiein: Die Wiesen rund um die Alp sind mit unzähligen Hornveilchen geschmückt: Zwischen der Alp Afiein und der Schmittner Alp wachsender Alpen-Enzian: An den Hütten der Schmittner Alp: Der Abstieg von der Schmittner Alp erfolgt über Pardela. So sieht die heutige Wanderung in der Übersicht aus: Wir wandern heute von Schmitten aus hinunter ins Landwassertal. Der Blick über Wiese und Landschaft auf dem Weg nach unten: Im Tal angekommen laufen wir in Richtung Alvaneu-Bad weiter und stoßen dabei auf einen Wegweiser Richtung „Schaftobel“. Das Schaftobel ist laut Beschreibungen eine wildromantische Felsschlucht, die sich vom Landwasser-Tal bis auf etwa 2400 Höhenmetern zieht und unterhalb des Tinzenhorns endet. Die Schlucht wird geprägt durch den Schaftobelbach, der über zahlreiche Felsstufen hinunter ins Tal stürzt. Den Weg dort hinauf wollten wir schon seit Längerem erkunden, so dass wir nicht lange zögern und dem Wegweiser folgen. Wenige hundert Meter weiter stoßen wir auf einen den Weg versperrenden Erdrutsch, den wir aber relativ mühelos überqueren können. Was uns allerdings dann aber beinahe davon abhält, dem Weg weiter zu folgen, ist eine am Boden liegende, schon sehr mitgenommen aussehende Tafel, die daraufhinweist, dass der Wanderweg durch das Schaftobel aus Sicherheitsgründen gesperrt ist. Nun ja, Angucken können wir uns die Sache ja mal, wir gehen also trotz dieses Hinweises weiter: Als wir um eine Ecke biegen, blicken wir auf beeindruckende Felsformationen, einen Tunnel und auf den ersten und größten der zahlreichen Wasserfälle, die den Schaftobel hinunterstürzen: Wie wir später Tourenberichten entnehmen können, machen an dieser Stelle viele Wanderer kehrt. Wir sind jedoch so fasziniert, dass wir weitergehen. Teilweise ist der Weg mit Stützmauern und Geländer befestigt, aber Steinschlag, Hochwasser und Lawinen haben ihre Spuren hinterlassen: Geländer sind verbogen, Stützmauern abgerutscht, umgestürzte Bäume liegen über dem Weg. Hier herrscht eindeutig die Natur, nicht der Mensch. Ein weiterer Wasserfall: Ein Blick zurück: Ein Stück weiter öffnet sich die Schlucht und wir können bis nach Alvaneu Dorf blicken: Die Spuren der Naturgewalten, die im Tobel herrschen, sind auf jedem Meter des Weges zu sehen und zu spüren, trotzdem zögern wir nicht, weiter zu gehen: Ich bin immer ein paar Meter vor Guido, der sich viel Zeit zum Fotografieren und Filmen nimmt: Hier führt die erste Brücke über den Tobel: So ganz wohl ist uns beim Überqueren nicht, aber keiner von uns beiden denkt ans Umkehren. Hier geben die Felsen den Blick auf Schmitten und unser Haus frei: Der nach der Brücke folgende Wegabschnitt führt durch einen Wald. Hier herrscht nach dem abenteuerlichen Wegabschnitt durch die Schlucht eine ruhige und sichere Stimmung. Die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass Boden und Felsen großflächig von Moosen bewachsen sind: Nach der Passage durch den Wald taucht die nächste Brücke vor uns auf: Sie entspricht wie die erste nicht unbedingt den Sicherheitsvorschriften. Ihr Fundament wurde weggespült und es nur noch eine Frage der Zeit, wann sie abrutscht. Immerhin lässt sie uns heute noch passieren. Die Vorstellung, nun doch umkehren zu müssen, behagt uns überhaupt nicht. Aber nach einem Blick auf die Karte sehen wir, dass wir einen anderen Weg nehmen können, der kurz vor der Brücke nach oben führt: Im weiteren Wegverlauf sind zwei Lawinenabgänge zu überqueren: Nach den Gefahren, die hinter uns liegen, ist dies aber eine vergleichsweise harmlos Angelegenheit. Regelrecht gemütlich, wenn auch lang, ist dann der folgende Wegabschnitt, der uns durch einen traumhaft schönen, naturbelassenen Wald zurück nach Filisur führt. Um 19.40 Uhr erblicken wir in der Ferne unser Zuhause: Ob wir es schaffen, noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause zu kommen? Schließlich müssen wir nicht nur den Talboden bei Filisur erreichen, von Filisur hinauf nach Schmitten sind nochmals 300 Höhenmeter zu überwinden. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir es schaffen, schließlich steckt die Energie des Schaftobelbaches in uns. Während wir die letzten Meter hinauf nach Schmitten bewältigen, steigt neben uns der Mond empor: Welch genialer Abschluss unserer Tour! So sieht sie in der Übersicht aus: Wenn man sich im Schaftobel so viel Zeit zum Schauen, Staunen und Fotografieren wie wir nimmt, braucht man für die Strecke sechseinhalb Stunden. Aus einer ursprünglich geplanten, kleinen Nachmittagsrunde ist also eine Halbtagestour geworden! PS: Das Video zur Tour: PS: Guidos Tourenbericht: Alter Schaftobelweg. In der Mittagspause bin ich erneut auf Tourenskiern unterwegs. Mehr als 200 Höhenmeter kommen zwar nicht zusammen, aber das ist besser als nichts. Der Blick während des Aufstiegs auf Alteingrat, Valbellahorn und Amselflue: Der Blick auf die Bergstation des Zweiersessellift „Carjöler Rank – Fuxägufer“ und das Bergrestaurant „Fuxägufer“: Die Bergstation des Zweiersessellift „Carjöler Rank – Fuxägufer“, das Bergrestaurant „Fuxägufer“ und die Talstation des Sessellifts „Usser Isch“: Meine Mahlzeiten:
PS: Seit der Zeitumstellung fällt die morgendlich Yogaeinheit an Arbeitstagen aus. Stattdessen schlafe ich eine halbe Stunde länger. Trotzdem fällt das Aufstehen schwer. Der Countdown läuft, mit dem heutigen sind es nur noch zehn Arbeitstage bis zum Ende der Saison und damit dem Ende meiner Arbeit als Sesselliftmitarbeiterin. Ich schaue dem Ende mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen: Mit einem lachenden, weil ich mich darauf freue, endlich wieder ausschlafen zu können und mehr Zeit für eigene Projekte zu haben. Mit einem weinenden, weil ich ein Gewohnheitstier bin und mich umso wohler fühle, je länger ich dabei bin. So oder so wird dieser Winter mir in bester Erinnerung bleiben.
PS: Während der Mittagspause stapfe ich wie gestern ein Stück bergauf. Der gestrige Arbeitstag war gut, der heutige ist besser: Die Sonne scheint und die Gäste sind genauso gut gelaunt wie ich. Außerdem führe ich ein inspirierendes Gespräch mit einem Kollegen und in der Mittagspause ziehe ich erstmals in diesem Winter die Felle auf meine Skier: Klack, klack, klack, das Klacken der Bindung beim Bergaufgehen ist Musik in meinen Ohren.
PS: Ein Bild vom frühen Morgen, die Amselflue und der über ihr schwebende Vollmond: |