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Archiv für die Kategorie ‘Klettern’Am späten Vormittag machten wir uns auf den Weg nach Sonthofen, um dort im größten Sportgeschäft der Region nach Kletterschuhen für Guido und einer Hochtourenhose für mich zu schauen. „World of Outdoor“ nannte sich das Geschäft: Wir hatten uns vorgestellt, dass man hier „richtige“ Klamotten und eine gescheite Ausrüstung für Bergtouren bekam. Aber schon nach einem kurzen Rundgang durch den Laden war klar, dass hier wie im Sport-Markt von Oberstaufen vor allem Schickimicki-Klamotten verkauft wurden. An Kletterschuhen war nur ein einziges Modell vorrätig, Hochtourenhosen führten sie überhaupt nicht. Immerhin entsprach der Kletterschuh Guidos Vorstellungen, so dass wir diesen Punkt der Einkaufsliste abhaken konnten. Außerdem hatten sie Hüttenschlafsäcke im Angebot. Deren Anschaffung war zwar erst zu einem späteren Zeitpunkt geplant, aber bei dem Preis überlegten wir nicht lange und griffen zu. Nach dem Besuch des Sportgeschäfts ging es weiter in die Kletterhalle von Sonthofen, die wir ja am Freitag letzter Woche schon einmal besucht hatten. Eintrittskarten bekamen wir im Wonnemar, einem in der Nähe liegenden Erlebnisbad, da die Halle offiziell erst um 16.30 Uhr öffnete. Mit den Eintritts- bzw. Chipkarten ließen sich die Türen der Halle elektronisch öffnen. Außer uns war nur eine Gruppe von Müttern mit ihren Kindern anwesend, die aber kurz nach unserer Ankunft ihr Training beendete, so dass wir bis um 16.30 Uhr die Halle für uns allein hatten: Keine Musik, kein Lärm, nur himmlische Ruhe, so machte das Klettern in der Halle noch einmal so viel Spaß! Wir waren fast vier Stunden pausenlos am Klettern, die meisten Routen im Schwierigkeitsgrad 5 nach UIAA, aber die ein oder andere 6 war auch mit dabei: Es ging auf jeden Fall schon sehr viel besser als letzten Freitag. Glücklich und zufrieden, ich war wieder in einem Climber’s High, ging es um 18.00 Uhr zurück nach Oberstaufen. Da ich bis zu diesem Zeitpunkt nur ein Frühstück mit Wassermelone zu mir genommen hatte, war ich nach dem Training ziemlich hungrig. Nach der Kletterei der letzten Woche gab es Lammfleisch, heute Fleisch vom Rind. Später am Abend folgte dann eine weitere Mahlzeit mit Knochenmark und Sesam:
Ein bisschen Fett musste es halt auch heute sein! PS: Zwischen den beiden letzten Mahlzeiten dehnte ich mich mit verschiedenen Yogaübungen. Das ging so gut wie schon lange nicht mehr. Am Vormittag ging es nicht nur auf den Wochenmarkt, um Lebensmittel zu kaufen, sondern auch zum Sport-Markt in Oberstaufen, um unsere Kletterausrüstung fürs Klettern im Fels zu vervollständigen. Danach fehlten nur noch ein paar Kleinigkeiten und Seile. Ein Seil hatten wir zwar, aber das sollte eigentlich dem Klettern in der Halle vorbehalten bleiben. Es hatte heute sogar einen Einsatz, den ersten nach zwei Jahren: Da es wie gestern den ganzen Tag regnete, beschlossen Guido und ich am frühen Nachmittag, der Sonthofner Kletterhalle einen Besuch abzustatten. Da ich keine Kamera dabei hatte, hier ein Bild von der Website der Halle: So sah der Bereich im Untergeschoss mit einer Wandhöhe von 15 Metern aus. Für die erste Kletterei nach zweijähriger Pause schien uns allerdings die Schulungswand mit einer Höhe von zehn Metern erst einmal ausreichend. Die ersten Routen fühlten sich ein bisschen komisch an, aber spätestens nach der vierten war die Freude an der Kletterei wieder da. Allerdings wurde eines schnell klar: So lange wir früher würden wir heute nicht klettern können, selbst wenn wir uns auf einfache (maximal 6- nach UIAA) Routen beschränkten. Vor allem die Muskulatur in den Unterarmen machte sich schon nach wenigen Routen bemerkbar. Aber wir hielten immerhin zweieinhalb Stunden lang ohne längere Pausen durch und die letzte halbe Stunde kletterten wir sogar im Untergeschoss an der 15 Meter hohen Wand. Nach dem Training war ich in einem Climber’s High, einem Klettererhoch. Diesen Begriff gab es zwar im Gegensatz zum Runner’s High, dem Läuferhoch, nicht, aber er traf den himmlischen Zustand, in dem ich mich nach dem Training befand, eigentlich perfekt. Dieser Zustand ging später am Abend direkt in eine von einer Mahlzeit hervorgerufenen himmlischen Phase über: Es gab wieder einmal Lammfleisch. Alle meine Mahlzeiten:
PS: Heute lief wirklich alles rund bei mir, nicht nur beim Klettern. So konnte ich im Laufe des Tages einige Dinge erledigen, die mir sehr am Herzen lagen. Selbst im Mitteilungsblatt von Oberstaufen fand ich für mich erfreuliche Neuigkeiten: Ab Oktober wird es in Oberstaufen ein „richtiges“ Fitnessstudio geben. Die Gebühren waren recht moderat, als Eröffnungsangebot gab es sogar einen kostenlosen Probemonat. Den wollte ich auf jeden Fall nutzen und schauen, ob das Training mit Geräten noch etwas für mich war. Heute präsentierte sich der Himmel grau in grau und immer wieder fing es an zu nieseln. Ein denkbar ungeeignetes Wetter, um größere Touren zu unternehmen, aber perfekt geeignet, um mein Wissen auf dem Gebiet der alpinen Kletterei zu erweitern. Dieses Büchlein von Pit Schubert leistete mir dabei wertvolle Dienste: Guido zeigte mir dann am späten Nachmittag an den Griffen unserer Küchenschränke, wie der Standplatzbau und das Abseilen in der Praxis aussehen. Auf den ersten Blick erschien mir beides gar nicht so kompliziert. Aber bevor ich mich in die Felsen wage, möchte ich alles trotzdem noch ein paar Mal im Trockenen üben. Und wenn Felsen, dann auch erst einmal etwas Leichtes! Jetzt scheint es sich doch ein bisschen zu rächen, dass ich nicht zusammen mit meinen Trierer Kletterpartnerinnen den Kurs „Klettern im Fels“ absolviert hatte. Aber damals konnte ich mir noch nicht vorstellen, dass das Klettern im Fels etwas für mich war. Die in der Trierer Gegend zum Klettern geeigneten Felsen fand ich nämlich nicht wirklich prickelnd. Aber in den „richtigen“ Bergen sah das schon ganz anders aus. Die leichte Kletterei auf einigen unserer letzten Touren hatte mir Appetit auf mehr gemacht. So sah mein heutiger Appetit auf Lebensmittel aus:
Vor der letzten Mahlzeit war ich kurz davor, wieder einmal eine Bestellung bei Orkos aufzugeben. Auf meiner Wunschliste standen Feigen, Mirabellen, Pistazien und frische Erdnüsse. Aber dann „vergaß“ ich über dem Studium eines Buches, in dem Touren im Berner Oberland aufgeführt waren und der letzten Mahlzeit, rechtzeitig vor 22.00 Uhr anzurufen. Die Bestellung schien also nicht besonders wichtig gewesen zu sein! Heute hieß es also Taschen packen und die Heimreise antreten. Ich fühlte mich in Lenz so wohl, dass mir der Abschied nicht ganz leicht fiel. Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich glatt noch länger geblieben. Aber wieder zu Hause in den eigenen vier Wänden zu sein, fühlte sich dann doch ganz gut an. Außerdem war die Planung für weitere Abenteuertouren schon in vollem Gange. So fanden heute Nachmittag Reepschnüre und Bandschlingen den Weg in unsere Wohnung: Reepschnüre und Bandschlingen werden beim Klettern unter anderem beim Standplatzbau verwendet. Wie das geht, davon habe ich noch keine Ahnung. Aber Guido ist ein Meister vom Fach, das reicht ja erst einmal! Die Rückfahrt verlief übrigens ohne besondere Vorkommnisse. Eine Nachbarin beobachtete unsere Ankunft und rief uns zu, dass sie ein Paket für uns angenommen hatte: Mein MacBook war ebenfalls zurück und so konnte ich, nachdem die Taschen ausgepackt und die Waschmaschine bestückt worden war, auf meinem eigenen Gerät wieder in die Welt des Internets einsteigen. Ziemlich schnell war klar: Ich werde den großen Bildschirm vom iMac vermissen! Nach der Beantwortung der wichtigsten E-Mails waren wir einkaufen, denn viele Lebensmittel hatten wir nicht mehr im Haus. Unter anderem kaufte ich mal wieder zwei Avocados, die es dann später zum Abendessen gab. Mein heutiger Speiseplan:
Den Rest des Abends verbrachte ich vor allem mit dem Bearbeiten und Aussortieren der Bilder, die ich während der letzten Woche gemacht hatte. PS: Unsere Mitbringsel aus der Schweiz, eine während der Tour über das Arosa Rothorn am Fuße des Piz Mez gefundene Granate und Steine von einigen der Berge, die wir bestiegen hatten: Heute wie gestern kamen mir immer wieder die Tränen, wenn ich einen der zahlreichen Nachrufe auf meinen ehemaligen Trainer Volkhart Rosch zu lesen bekam. Die Tatsache, dass einer der wenigen 100%igen nicht mehr zu erreichen war, war nur schwer zu verdauen. Wobei Volkhart kein 100%iger Rohköstler war. Aber mir war es egal, wofür sich jemand zu 100 Prozent einsetzte, ob für die Rohkost, die Leichtathletik oder irgendetwas anderes, ich fühlte mich mit allen 100%igen verbunden. Volkhart blieb „seiner“ Leichtathletik bis zum letzten Atemzug treu. Ich hoffe, dass kann man auch einmal von mir und der Rohkost sagen. Und ich hoffe, dass wir 100%igen keine aussterbende Spezies sind. Gerade in Bezug auf die 100%ige Rohkost sieht es da im Moment allerdings eher traurig aus. Aber egal, es ist, wie’s ist und es kommt, wie’s kommt! Heute sah meine 100%ige Rohkost so aus:
Die Samen gab es während eines eineinhalbstündigen Spaziergangs rund um den Kapf. Dass wir erst so spät unterwegs waren, lag daran, dass wir am Nachmittag auf die Idee kamen, unsere Kletterausrüstung aus der Versenkung zu holen und ausprobierten, ob wir die Knoten und das Sichern mit dem Grigri noch parat hatten. Das mit den Knoten klappte ganz gut. Ich machte die Augen zu und stellte mir vor, dass ich in der Trierer Kletterhalle stand und schon war der doppelte Bulin gebunden: Der Achterknoten ging auch noch recht flüssig von der Hand: Anders sah es schon mit dem Grigri aus, dessen Handhabung schien mir irgendwie entfallen zu sein. Erst nach und nach kamen die Erinnerungen wieder. Guido zeigte mir außerdem vier weitere Knoten, die man beim Klettern im freien Gelände benötigte, den Sackstich, den Ankerstich, den Mastwurf und den Halbmastwurf. Der Halbmastwurf war von den vieren vielleicht der Wichtigste, denn er konnte zum Abseilen und zur dynamischen Sicherung des Kletterpartners verwendet werden: Die Trockenübungen machten jedenfalls Lust auf mehr. Mal schauen, vielleicht statten wir demnächst der Sonthofner Kletterhalle einen Besuch ab. |