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Berührende ErlebnisseHeute war in Rheinland-Pfalz der erste Schultag nach den Sommerferien. Ich hatte immer gehofft, dass wenigstens meine jüngste Tochter in den Genuss eines von Grund auf reformierten Schulsystems, das den Lerneifer der Kinder individuell förderte, kommen würde. Ein Schulsystem, in dem Kinder zu glücklichen, selbstbewussten und frei denkenden Menschen heranwachsen konnten. Leider aber hatte sich seit der Einschulung meines ältesten Sohnes vor über zwanzig Jahren trotz inzwischen zahlreicher kritischer Stimmen nicht viel verändert. Immer noch herrschte Frontalunterricht vor, wurde Wissen im 45 Minuten-Takt vermittelt, wurden Kinder schon in jungen Jahren zum Lernen in Klassenzimmern eingesperrt, dazu verdammt, stundenlang stillzusitzen. Wenn es Reformen gab, wie zum Beispiel die Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur, dann dienten diese kaum dem Wohl der Kinder. Denn nach der Schule ging ja der Ernst des Lebens erst richtig los. Gott sei Dank lenkte mich gleich am frühen Morgen eine Mail von den trüben Gedanken zum Thema „Schule“ ab. Sie kam von der Redakteurin der Zeitschrift „Naturwissen“. Ich hatte ihr Ende letzter Woche einen kurzen Kommentar zum Thema „Was ist natürliche Ernährung?“ geschrieben. Es war keine der üblichen 08/15-Antworten, sondern eine sehr persönliche, in der sie auf die von mir angeführten Punkte ausführlich einging. Die erste Mahlzeit fand um 11.15 Uhr statt und bestand aus 430 Gramm Trauben „Arolanka“ und 360 Gramm Trauben „Wostorg“. Zwei Stunden später aß ich 80 Gramm Wabenhonig. 130 Gramm Champignons und 350 Gramm Avocados „Ettinger“ bildeten um 16.30 Uhr die dritte Mahlzeit. Gegen 17 Uhr machten Guido und ich uns mit den Fahrrädern auf den Weg in die Trierer Innenstadt, um Fleisch zu besorgen. Unsere Route führte nicht auf direktem Weg zum Biogate in Trier, sondern über das Moselufer. Ich wollte nämlich der Flüchtlingswelle, die sich mittlerweile auch über Trier ergoss, ausweichen. Kleinere Ausläufer bekamen wir allerdings trotzdem zu sehen. Und auf der Rückfahrt dann auch das, was immer zurückblieb, wenn Festland von einer Flutwelle überrollt wurde: Zerstörung, Unrat und Dreck. Aber nicht nur dieses Erlebnis berührte mich. Nach all den Wochen in der sauberen und klaren Luft der Berge spürte ich zum ersten Mal bewusst, dass es eigentlich unmöglich war, in einer Stadt frei zu atmen. Der Geruchssinn schlug permanent Alarm, die Atmung wurde immer flacher. Wir wollten daher nach unserem Einkauf im Biogate so schnell wie möglich wieder hinaus aus Trier. Allerdings hatte ich meiner Tochter versprochen, ihr etwas für die Schule zu besorgen. Bevor es nach Hause ging, fuhren wir daher zu einem Schreibwaren- und Bastelladen. Das, was ich dort zu sehen bekam, schockierte mich fast noch mehr, als die Erlebnisse auf der Straße. Der Schreib- und Bastelladen war mittlerweile zu einem Gemischtwarenladen mutiert, in dem man nicht nur Spielwaren, sondern auch Utensilien für die Küche kaufen konnte. Eine kleine Auswahl an Helfern, die man dort für teures Geld erstehen konnte: Apfelschälmaschinen, Mangozerteiler, Hamburgepressen und Fischgräteppinzetten. Reichlich mitgenommen ging es wieder nach Hause. Laut Anzeige des Fahrradcomputers legten wir heute 24 Kilometer in einer Stunde und zwanzig Minuten zurück. Das entsprach einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17,4 km/h. Um wieder auf angenehme Gedanken zu kommen, schaute ich mir abends eine weitere Reportage über Oberstdorf an. Hier war zwar die Welt auch nicht mehr ganz heil, aber doch noch um einiges heiler als im Raum Trier. Ich mag gar nicht daran denken, wie sich das Leben in „richtigen“ Großstädten anfühlte. Die letzte Mahlzeiten des Tages: Um 20 Uhr aß ich 50 Gramm in Meerwasser eingeweichte Spaghetti-Algen und von 22.00 bis 22.30 Uhr 490 Gramm Fleisch von der Schulter eines Lamms: Diese Seite wurde zuletzt am 18. November 2019 um 19.28 Uhr GMT geändert. |
Nach meinem Ermessen ist es hoffnungslos zu glauben, dass in der BRD sich jemals noch groß etwas zum Guten ändern wird. Die Schilderung der nahezu unaussprechlichen Ursachen hierfür würde hier zu weit führen. Aus diesem Filz kann nur ein völliger Neubeginn herausführen, der von der BRD eigentlich gesetzlich geplant war sowie vorgesehen ist, aber aus unsäglichen Gründen nicht umgesetzt wird.
Für mich sind (Groß)Städte auch ein Graus.