Ein Geschenk des Himmels

geschrieben von Susanne am 5. August 2015 um 23.53 Uhr
Kategorie: Ernährung
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Um 7 Uhr wurde ich das erste Mal wach, schlief dann aber doch noch einmal ein und hätte deswegen beinahe eine sehr wichtigen Anruf verpasst. Um 8.24 Uhr rief nämlich ein Jäger an, den ich vorgestern auf unserer Tour auf den Bockkarkopf angesprochen hatte. Er war an diesem Tag gerade aus seinem Haus in Einödsbach getreten, als Guido und ich dort auf dem Weg zur Waltenberger-Hütte vorbeikamen.

Nach einem kurzen Gruß marschierten wir zuerst flotten Schrittes weiter. Plötzlich fiel mir jedoch ein, ihn nach Innereien von Wildtieren zu fragen. Gedacht, zurück marschiert und getan. Vor zwei Tagen, so hieß es, hätte er welche gehabt, die er hätte abgeben können. Wann sich der nächste Jagderfolg einstellen würde, sei ungewiss. Ich ließ ihm trotzdem meine Telefonnummer da und bat ihn, mich anzurufen, wenn die Jagd von Erfolg gekrönt sein würde.

Ich schaute „zufällig“ fünf Minuten nach dem Anruf des Jägers auf das Handy und rief direkt zurück: Ich könne Herz, Leber und Nieren haben. Von welchem Tier fragte ich nicht, das war mir auch relativ egal. Wir trafen uns um 10.30 Uhr an einer Scheune in Birgsau, einem kleinen Weiler im Stillachtal, 9 Kilometer von Oberstdorf entfernt. Verkehrsmittel der Wahl war wieder einmal das Fahrrad, für den Transport der Innereien hatte ich meinen Rucksack und eine Isoliertasche mit einem Kühlakku dabei.

Ich machte große Augen, als ich sah, von welchem Tier die Innereien waren, nämlich vom Rotwild! Das bedeutete ein Herz von über einem Pfund, fast 300 Gramm Nieren und über fast drei Kilogramm Leber. Und für all diese Köstlichkeiten wollte der gute Mensch nur ein Dankeschön haben. Ich war sprachlos und voller Dankbarkeit über dieses Geschenk des Himmels. Auf die Frage, wie ich die Innereien denn zubereite, gab ich dann zum ersten Mal gegenüber einem Jäger die Wahrheit zu: Ich esse alles roh.

Zurück in unserer Ferienwohnung verpackte ich einen Teil der Innereien und schickte sie in ein, was die Versorgung mit einwandfreiem Wildfleisch betraf, rohes Krisengebiet. Der Rest wanderte in den Kühlschrank. Nach dem Abliefern des Paketes in einer Filiale der Deutschen Post in Oberstdorf um 13.00 Uhr machte ich es mir dann in aller Ruhe auf dem Balkon unserer Wohnung gemütlich und aß zu Mittag. Die Mahlzeit bestand aus 400 Gramm Aprikosen, 345 Gramm Feigen und 170 Gramm Waldhonig aus der Wabe. Die heißesten Stunden des Tages verbrachten Guido und ich in den kühlen Wänden unseres Domizils. Gegen 16.30 Uhr wanderten wir wieder hinauf zum Freibergsee, dieses Mal direkt zu der gestern entdeckten Badebucht:

Badeplatz_Freibergsee

Hier konnten wir das Getümmel der Badeanstalt in aller Ruhe und aus weiter Ferne betrachten:

Am_Freibergsee

Um 20.15 Uhr machten wir uns auf den Nachhauseweg. Eineinhalb Stunden später begann mein Abendessen. Es bestand aus einem kleinen Teil des heutigen Himmelsgeschenks: 140 Gramm Leber, 110 Gramm einer Niere und 200 Gramm des Herzens konnte ich essen. Jedes einzelne der Organe hatte eine knallharte Sperre. Der größte Teil der Leber und eine der Nieren waren hier zu sehen:

Rotwild_Leber

Rotwild_Niere

Die Naturerlebnisse der letzten Tage hatten eine große Ruhe und Gelassenheit in mir hervorgerufen, nach dieser Mahlzeit wurde beides noch verstärkt. :sonne:

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Diese Seite wurde zuletzt am 27. Januar 2018 um 18.18 Uhr GMT geändert.