|
Archiv für Oktober 2020Am Morgen schüttet es aus Eimern, statt bunt wie gestern präsentiert sich die Landschaft Grau in Grau. Im Laufe des Vormittags sinken dann die Temperaturen und der Regen geht in Schneefall über: So sieht es um 16.30 Uhr auf unserer Terrasse aus: Bei solch einem Wetter bietet es sich an, einen etwas verspäteten Mittagsschlaf zu machen.
PS: Um kurz vor Mitternacht messe ich die Schneehöhe auf der Terrasse: 35 Zentimeter sind es bis dahin und es schneit weiter. Von unserer Terrasse aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Bergüner Stöcke. Auf direkter Linie liegt der Piz Ela und vor ihm zwei Aussichtsgipfel, der 2229 Meter hohe Chavagl Pitschen und der 2443 Meter hohe Chavagl Grond: Die Idee, von wenigstens einem dieser beiden Aussichtspunkte auf Schmitten hinunterzuschauen, spukt mir schon seit einiger Zeit durch den Kopf. Zusammen mit Guido kann ich diese Idee heute endlich in die Tat umsetzen: Wir fahren mit dem Auto nach Filisur und starten von einem in der Nähe der Albula-Landwasser Kraftwerke gelegenen Parkplatz aus zu unserer Wanderung: Anfangs geht über einen schmalen Pfad, später über einen Fahrweg durch den Rözenwald aufwärts. Ein Blick vom Wanderweg auf Schmitten und Filisur: Je höher wir kommen, desto mehr leuchtet die Natur um uns herum. Der Blick von Prosot Pitschen, einer Ansammlung von Hütten, auf den Chavagl Grond: Auf dem Weg von Prosot Pitschen nach Pradatsch liegt der Piz Ela im Blickfeld: Von Pradatsch aus geht es über einen markierten Pfad weiter Richtung Chavagl Pitschen: Blick vom Pfad auf Tinzenhorn und Piz Coulmet: Kurz oberhalb der Waldgrenze verlassen wir den markierten Pfad und steigen weglos über Steilgras zum Chavagl Grond auf. Am Gipfelziel: Der Chavagl Grond entpuppt sich als breiter Grasrücken mit einem beeindruckenden 360 Grad Panorama: Östlich liegen unter anderem Chrachenhorn, Gipshorn und Piz Ducan, weiter südlich folgen Piz Kesch und Piz Üertsch: Von Süd bis Südwest erheben sich die Bergüner Stöcke, im Westen sind Piz Toissa und Piz Beverin zu sehen, im Norden erstreckt sich die Strelakette: Wenn man sich näher an die Nordostflanke des Chavagl Grond heranwagt, sieht man hinunter auf Filisur, Alvaneu Dorf und Schmitten: Der Grasrücken im Vordergrund ist der Chavagl Pitschen. Um diesen zu erreichen, steigen wir in steilem Gelände über die Westflanke ab: Der Blick vom Chavagl Pitschen auf Alvaneu Dorf, Schmitten und Filisur: Vom Chavagl Pitschen führt uns der markierte Pfad zurück nach Pradatsch: Ein Blick zurück auf Lenzer Horn und Aroser Rothorn: Auf dem Bild sind außerdem Alvaneu Dorf, Aclas Dafora, Hetta de las Noursas und am linken Bildrand sogar Propissi Saura zu erkennen. Der mit Lärchennadeln bedeckte Wanderweg nach Pradatsch: Solche Wanderwege sind Balsam für die Füße. Kurz hinter Prosot Pitschen hält ein von oben kommendes Auto neben uns. Der Fahrer fragt, ob wir mit ihm hinunter nach Filisur fahren wollen. Ja, wir wollen! Vor uns liegt nämlich ein gut fünf Kilometer langer Abstieg, der hauptsächlich über eine Fahrstraße führt und damit kein Vergnügen für Füße und Kniegelenke ist. So stehen wir früher als erwartet wieder vor unserem Auto. Dank des Engels legen wir nur knapp 14 statt der normalerweise 19 Kilometer zurück. An den 1450 zurückgelegten Höhenmetern ändert sich durch die Mitfahrgelegenheit jedoch nichts. Vielleicht liegt es an den Höhenmetern, vielleicht an der frischen Höhenluft oder aber an den vielen Eindrücken, die während der Tour auf uns einwirken, jedenfalls bin ich nach der Tour ziemlich müde. Ein kurzer, fünfminütigen Schlaf wirkt allerdings Wunder: Anschließend bin ich wieder fit genug, um die heute gemachten Bilder auszuwählen und zu bearbeiten sowie den Tagebucheintrag fertigzustellen. Um 21.30 Uhr unterbreche ich die Arbeit, um meinen Magen zufriedenzustellen: Es liegt zwar noch Lammfleisch im Kühlschrank, aber dies ist nicht besonders anziehend. Karotten, Avocados und Salat sind weitaus attraktiver:
Interessant ist meine nachlassende Begeisterung für Salat. Die letzten zwei Tage stand er gar nicht auf meinem Speiseplan, heute reicht eine für meine Verhältnisse eher kleine Portion. PS: In älterer Literatur werden Chavagl Grond und Chavagl Pitschen auch als Gross Ross und Klein Ross bezeichnet. PPS: Mehr Bilder gibt es auf Guidos Webseite: Chavagl Grond. Unsere heutige Spazierrunde führt über Plaun sulla Sesa, Aclas Davains und Alvaneu: Der Aufstieg von Plaun sulla Sesa nach Aclas Davains über einen schmalen, durch einen Nadelmischwald führenden Pfad, gleicht einer Meditation: Ich bin versunken im Hier und Jetzt, genieße die wunderbare Natur um mich herum und die Ruhe, die sie ausstrahlt. Manchmal ist es so still, dass nur die eigenen Schritte zu hören sind und wenn ich stehenbleibe, umhüllt mich vollkommene Stille. Auf meinem Speiseplan stehen heute zwei Mahlzeiten
Die Mehlbeeren sperren deutlich früher als die letzten beiden Male durch ein pelziges Gefühl im Mund. Deshalb bleibt es bei gerade einmal 75 Gramm, obwohl mehr zur Verfügung stehen. Am Vormittag erreicht mich die traurige Nachricht, dass meine Patentante verstorben ist. Ihr Tod kommt unerwartet, denn trotz ihrer 83 Jahre war sie eine sehr lebensfrohe, körperlich aktive Frau. Ihre positive Lebenseinstellung, die sie auch während der jahrelangen, aufopfernden Pflege ihres an ALS erkrankten und verstorbenen Mannes nie verloren hat, war bewundernswert. Ich werde sie vermissen. Am Nachmittag gebe ich mein zweites Gesuch um Aufenthaltsbewilligung auf der Gemeinde ab. Dieses Mal wird meinem Gesuch wahrscheinlich stattgegeben, denn es wurde von meinem zukünftigen Arbeitgeber unterzeichnet. Nächste Woche weiß ich aber sicherlich mehr. Anschließend drehen Guido und ich unsere tägliche Runde, die wir mit einem Einkauf beim Metzger abschließen: Der Metzger hat erneut Brust vom Lamm für mich, von der ich mir am Abend einen Teil schmecken lasse:
Mehr gibt es heute nicht zu berichten. Ein guter Freund, der selbst mehrsprachig ist und sich unter anderem mit der chinesischen Sprache beschäftigt, schreibt mir heute, dass das Lernen einer Fremdsprache einer exponentielle Kurve gleicht: Man beginnt links unten am Nullpunkt und kriecht ziemlich lang an der x-Achse dahin, bis die Kurve endlich anfängt zu steigen. Was die russische Sprache betrifft, krieche ich wirklich am Boden dahin, ein Fortschritt ist noch nicht zu erkennen. Aber das Lernen macht trotzdem viel Spaß. Mittlerweile habe ich ein Vokabelheft angelegt, in dem ich die Wörter, die ich lerne, in Schreib-, Druck- und in Lautschrift notiere: Trotz der Fremdartigkeit einiger Buchstaben, die russische Sprache gehört zur indogermanischen Sprachfamilie und einige Wörter klingen daher durchaus bekannt. Beim Lernen der russischen Sprache krieche ich noch am Boden dahin, beim Auffrischen meiner spanischen Sprachkenntnisse sind allerdings schon Fortschritte erkennbar: Die Unterhaltungen mit einer im Dorf lebenden Dominikanerin werden langsam aber sicher flüssiger. Neben den Sprachstudien und anderen Dingen steht wie immer ein Spaziergang auf meinem Tagesprogramm. Dieses Mal geht es nach Wiesen. Zwei Momentaufnahmen, die erste entsteht zu Beginn, die zweite gegen Ende der Wanderung: So sieht mein Speiseplan aus:
PS: Am Abend schauen Guido und ich den Film Bladerunner 2049 in englischer Sprache an: Die visuellen Eindrücke sind beeindruckend, so dass der Film trotz einer Länge von über zweieinhalb Stunden keinerlei Langeweile aufkommen lässt. |