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Archiv für September 2018Hier kommt der zweite Teil meines Tagebucheintrags: Um die Mittagszeit stellt sich nach meinem Dienst im Fitnessstudio für Guido und mich die gleiche Frage wie gestern: Welche Tour eignet sich für einen Start am frühen Nachmittag? Guidos Vorschlag, von der Bergstation der Fellhornbahn aus die Walser Hammerspitze zu besteigen und von dort aus weiter zur Hochgehrenspitze zu gehen, um wie schon am 29. August geplant den weiteren Wegverlauf zur Oberstdorfer Hammerspitze zu begutachten, stößt bei mir auf reges Interesse. Die Überschreitung der Hammerspitzen steht zu diesem Zeitpunkt nicht auf dem Plan, da mir dieses Unternehmen zu gewagt erscheint. Während die meisten anderen Besucher des Fellhorns um 13.40 Uhr wieder Richtung Tal gondeln, fahren wir nach oben. Um 14.00 Uhr starten wir schließlich von der Bergstation der Fellhornbahn aus Richtung Kanzelwand. Das heißt, wir müssen erst einmal ein Stück bergab laufen, bevor es wieder nach oben geht! Der Blick vom Fuße der Kanzelwand aus zurück zum Fellhorn: Die Wege rund um Fellhorn und Kanzelwand sind sehr bequem ausgebaut, so dass auch weniger versierte Bergwanderer nicht ins Stolpern kommen. Erst auf der Südseite der Kanzelwand mündet der breite Weg in einen „richtigen“ Bergpfad: Der Blick zurück auf die Bergstation der Kanzelwandbahn, von der aus man ebenfalls die Tour starten kann, in der Bildmitte sind der Hohe Ifen und die Gottesackerwände zu erkennen: Der Weg hinauf zum ersten Gipfelziel, der Walser Hammerspitze, auch Schüsser genannt, folgt mehr oder weniger dem Grat und ist leicht zu bewältigen: Der Gipfel der Walser Hammerspitze: Auch der Weg von der Walser Hammerspitze zur Hochgehrenspitze führt anfangs über einen Grat, erst im weiteren Verlauf ist leichte Kletterei angesagt: An dieser Stelle sind wir erst unschlüssig, wie es weitergeht, aber dann entdecken wir einen kleinen roten Pfeil, der auf den Fels gemalt ist: Hier schwindelfrei zu sein, erleichtert den Übergang ungemein: Schließlich erreichen wir die Hochgehrenspitze und genießen erst einmal die wunderbare Aussicht: Ich bin so glücklich, hier zu sein und fühle mich einfach nur wohl in dieser Landschaft, so dass ich auf Guidos Frage, wo es jetzt weitergeht, nur eine Antwort kenne: Weiter Richtung Oberstdorfer Hammerspitze, ich will weiter! Selbst die Aussicht, dass die Schwierigkeiten jetzt erst anfangen, können mich nicht von meinem Entschluss abbringen und Guido wäre ja sowieso nur wegen mir auf gleicher Strecke zurückgegangen. Die ersten Schritte vom Gipfel abwärts sind noch harmlos, aber dann kommt die erste Schlüsselstelle. Abklettern durch eine steile Rinne im II. Grad ist angesagt: Der ungläubige Blick zurück, ob wir da wirklich heruntergekommen sind: Von hier aus geht es über einen großen Gratturm weiter, bei dessen Überschreitung wieder Schwindelfreiheit angesagt ist: Erst hinterher sehe ich auf dem Bild, dass an dieser Stelle jemand zu Tode gestürzt ist: Nachdem der Balanceakt überstanden ist, führt ein Fixseil auf der Ostseite über eine Rinne zu einer Scharte hinab: Auch wenn es in der Rinne immer wieder Griffe und Tritte gibt, die bequem zu erreichen sind, erleichtert das Seil den Abstieg ungemein! Von der Scharte aus geht es, wie könnte es anders sein, wieder bergauf: Hier sind wir kurz unterhalb des Gipfels: Geschafft: Der Blick vom Gipfel auf die Fiderepasshütte: Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es auch schon weiter zur nächsten Schlüsselstelle, einer zehn Meter steil abfallenden Felswand, die aber immerhin mit drei bequemen Stahlgriffen abgesichert ist. Allerdings ist der erste Stahlgriff gefühlt unendlich weit weg und man muss sich erst einmal hinunterwagen: Da fehlt nicht mehr viel und ich habe wieder sicheren Boden unter den Füßen: Der weitere Abstieg zur Fiderepasshütte ist im Vergleich zu dem, was hinter uns liegt, unproblematisch. Trotzdem ist auch hier wie überall im alpinen Gelände vollste Aufmerksamkeit erforderlich, um nicht unversehens ins Stolpern zu geraten. Die letzten Kraxeleien führen über eine Rinne hinunter: Die Überschreitung liegt hinter, die Fiderepasshütte vor uns: Wie schon im ersten Tagebucheintrag von heute geschrieben, machen wir auf einer Bank vor der Fiderepasshütte eine kurze Rast und stärken uns mit einigen Zwetschgen. Den Abstieg von der Hütte über Küh- und Warmatsgund legen wir in lockerem Dauerlauf zurück. Dabei ist wieder vollste Konzentration angesagt, um nicht über einen der unzähligen Steine zu stolpern, die auf dem Weg liegen. Am Ende der Tour haben wir in fünf Stunden und zwanzig Minuten gut 15 Kilometer und 750 Höhenmeter zurückgelegt. Anstrengend ist sie nicht, die Überschreitung der Hammerspitzen, wenn man die Seilbahn als Aufstiegshilfe benutzt, dafür aber überaus spannend und abwechslungsreich. Ich kann sie nur empfehlen! So wild und romantisch wie unsere gestrige Sonntagswanderung war, so wild und abenteuerlich ist unsere heutige Tour: Wir überschreiten von der Kanzelwand bei Oberstdorf aus die Hammerspitzen. Die Tour gehört zur Kategorie T6 und Kristian Rath schreibt in seinem Buch „Alpine Bergtouren Allgäu“ über die Schwierigkeiten Folgendes:
Da ich heute nicht mehr genug Zeit habe, diese Tour auch angemessen zu würdigen, vorab erst einmal so viel: Hinterher kann ich es kaum glauben, dass wir diese Tour heil überstanden haben. Später dann berichte ich in einem weiteren Tagebucheintrag mehr darüber! Zu meinen Mahlzeiten:
Die Zwetschgen gibt es nach unserer Überschreitung als kleine Stärkung auf einer Bank vor der Fiderepasshütte sitzend. Heute am Sonntag ist erst einmal Ausschlafen angesagt, dann sind diverse Haus- und Schreibtischarbeiten zu erledigen. Es ist schon nach 12.00 Uhr, als Guido und ich überlegen, was wir mit dem Rest des Tages anfangen können. Hinaus in die Natur soll es gehen, so viel ist klar, aber das Wohin will zum Sonntag gut überlegt sein. Nach einigem Hin und Her finden wir endlich eine Tour, die passt: Von Balderschwang aus soll es auf den Hochschelpen und auf den Feuerstätterkopf gehen. Balderschwang ist mit 350 Einwohnern die zweitkleinste Gemeinde in Bayern und lebt vor allem vom Wintertourismus. Im Sommer hingegen geht es hier recht beschaulich zu. Nach einer vierzigminütigen Autofahrt starten wir um 14.20 Uhr vom Parkplatz der Talstation der Schelpenbahn aus Richtung Gelbhansekopf, einem unspektakulären Gipfel, der von der Bergstation der Schelpenbahn gekrönt wird. Die Schelpenbahn ist ein Sessellift, der nur im Winter in Betrieb ist. Die ersten Höhenmeter führen über die Weiden der Höfle-Alpe: Der Weg hinauf zum Gelbhansekopf ist genauso wenig spektakulär wie der Gipfel selbst. Aber schon kurz nachdem wir diesen Gipfel hinter uns gelassen haben, tauchen wir in eine wunderschöne, wildromantische Landschaft ein, die mein Herz höher schlagen lässt. Und nicht nur die Landschaft lässt mein Herz höher schlagen: Entlang des Weges wachsen Blaubeeren in Hülle und Fülle, so dass ich die nächsten drei Stunden nicht nur mit Gehen und Gucken, sondern auch mit Futtern beschäftigt bin: Der Blick auf den Besler, im Hintergrund sind die Allgäuer Hochalpen mit Hochvogel und Schneck zu sehen: Hier schauen wir auf die Gottesackerwände und den Hohen Ifen: Der Boden ist so herrlich weich auf diesem Streckenabschnitt, dass ich die Schuhe ausziehen „muss“ und ein Stück des Weges barfuß laufe. Der Gipfel des Hochschelpens in Sichtweite: Kaum zu glauben, welch herrliches Panorama wir vom Gipfel des Hochschelpens aus genießen können: Vom Gipfel aus geht es weiter über schmale, urige Pfade zum Sättele. Der Blick vom Sättele auf die Güntle-Alpe, die am Fuße des Feuerstätterkopfs liegt: Über die Güntle-Alpe wandern wir zur Burgl-Hütte und anschließend auf einem steilen und sehr feuchten Pfad hinauf zum Feuerstätterkopf. Die Burgl-Hütte: Der Gipfel des Feuerstätterkopfs: Bis zur Burgl-Hütte müssen wir über den gleichen Weg zurück, auf dem wir hochgekommen sind, dann geht es über einen nicht minder feuchten Wiesenpfad hinunter ins Tal der Bolgenach. Ein Blick auf den Gelbhansekopf: Auf dem letzten Streckenabschnitt begegnen uns nicht nur Rinder, sondern auch recht zufrieden dreinschauende Schweine: Nach vier Stunden und vierzig Minuten, knapp fünfzehn Kilometern und 870 Höhenmetern erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt. Die Strecke ist als Sonntagswanderung sehr zu empfehlen, vor allem zu dieser Jahreszeit, wenn die Blaubeeren reif sind. Danke für diese kleinen Köstlichkeiten! Alle Mahlzeiten im Überblick:
Heute bleibt der Eisbergsalat statt der Blätter der Ackermelde im Kühlschrank! PS: Guidos Tourenbericht: Feuerstätterkopf (1.645m). Wir haben heute herrliches Herbstwetter, aber bis alles erledigt ist, was ich erledigen will, einschließlich einer kurzen Mittagsruhe, ist es schon 15.00 Uhr und keine Zeit mehr für größere Unternehmungen. Da ich allein bin, denn Guido ist seit dem frühen Morgen mit dem DAV auf Tour, entschließe ich mich, mit dem Bus zur Talstation der Hochgratbahn zu fahren und über die Brunnenauscharte hinauf und über die Bergstation sowie die Obere Lauch-Alpe hinunterzulaufen. Tempomacher ist der Busfahrplan, denn für die Strecke von 11 Kilometern und knapp 1000 Höhenmetern habe ich nicht mehr als zweieinhalb Stunden Zeit. Die normale Gehzeit beträgt viereinhalb Stunden. Während des Aufstiegs geht mein Puls also ziemlich nach oben und ich überlege nicht zum ersten Mal seit dem Seminar in München, mir eine Pulsuhr zuzulegen, um den Pulsverlauf schwarz auf weiß oder in diesem Fall weiß auf schwarz vor Augen zu haben. Allerdings würde ich mir keine Uhr mit Brustgurt zulegen, sondern eine, die den Puls über das Handgelenk misst. Brustgurte nerven nämlich total, jedenfalls mich! 65 Minuten nach meinem Start an der Talstation erreiche ich die Brunnenauscharte und den ersten Streckenposten: Nach 85 Minuten bin ich am Gipfel: Flotten Schrittes geht es anschließend innerhalb von zehn Minuten zur Bergstation der Hochgratbahn. Den Streckenabschnitt von der Bergstation zur Talstation jogge ich locker hinunter. Einschließlich zweier kurzer Pausen zum Trinken an Bergbächen benötige ich dafür 40 Minuten. Der schnellste Mann hat die Strecke in umgekehrter Richtung beim diesjährigen Hochgratberglauf in weniger als 35 Minuten, die schnellste Frau in meiner Altersklasse, der W55, in gut 50 Minuten zurückgelegt. Respekt! Auch mein Bergablauf wird von Streckenposten kontrolliert: Nach zwei Stunden und fünfzehn Minuten bin ich wieder zurück an der Talstation. Damit bleibt noch genug Zeit für ein erfrischendes Fußbad in der Weißach: Eine Freundin postet heute bei Facebook folgenden Spruch von Mark Twain:
Das tue ich, obwohl gerade Letzteres manchmal nicht ganz leicht fällt, vor allem, wenn man sich Nachrichten aus Deutschland und der Welt anschaut. Aber wenn es einem hier im Allgäu nicht gelingt, wo dann?! Meine Mahlzeiten:
Nach Beenden der letzten Mahlzeit fällt mir ein, dass ich heute Vormittag Blätter der Ackermelde gesammelt und im Kühlschrank deponiert habe. Diese wären als Beilage zum Lammfleisch auch sehr lecker gewesen. Aber was soll es, morgen ist ja auch noch ein Tag. Nach dem Dienst im Fitnessstudio geht es auf eine große Einkaufsrunde: Im regionalen Supermarkt besorge ich Nachschub an Salaten sowie Tomaten, beim Metzger Fleisch vom Rind sowie vom Lamm und auf dem Wochenmarkt Zwetschgen, Trauben sowie Fleisch vom Zicklein. Während eines Spaziergangs rund um den Kapf sammle ich außerdem als Beilage für die abendliche Fleischmahlzeit Brennnesselsamen und Blätter der Ackermelde: So sehen meine Mahlzeiten im Detail aus:
Von den Brennnesselsamen habe ich noch genug für eine weitere Mahlzeit, sie sperren nach 30 Gramm ziemlich deutlich. Von den Blättern der Ackermelde hätten es dagegen ruhig mehr sein können. |