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Eignungstest für die Ausbildung zum Bergwanderführer, Tag 1Um 8.40 Uhr sind Guido und ich am Parkplatz der Karwendelbahn, zwanzig Minuten zu früh, aber wir sind nicht die Ersten. Im Gegenteil, es herrscht reges Treiben, einige Leute laufen sogar mit Startnummern herum und da wir wissen, dass am heutigen Tag auch eine 24-Stunden-Wanderung stattfindet, nehmen wir an, dass es sich bei dem Großteil der anwesenden Leute um Teilnehmer der Wanderung handelt. Wie falsch wir mit dieser Annahme liegen, merken wir kurze Zeit später: Die Leute mit den Nummern sind wie wir Teilnehmer des Eignungstests! Also gesellen wir uns ebenfalls zu der Menschenmenge, um uns eine Nummer abzuholen. So sieht das Gewimmel um den Tisch mit den Startnummern herum aus: Insgesamt gehen rund 90 Leute an den Start und das bei 25 Ausbildungsplätzen. Selbst wenn man den Eignungstest besteht, heißt es also noch lange nicht, dass man auch einen Ausbildungsplatz bekommt. Beim Betrachten der Teilnehmer, die meist wesentlich jünger sind als ich, wird mir bald klar, dass meine Chance, hier angenommen zu werden, so ziemlich gleich Null ist. Aber egal, jetzt bin ich da und gebe mein Bestes! Die Teilnehmer werden in vier Gruppen unterteilt, die jeweils in Abständen von zehn Minuten starten. Ich bin in der dritten Gruppe und nach dem Start stürmen alle anderen Mitglieder der Gruppe an mir vorbei. Das stört mich allerdings nicht weiter, ich gehe mein Tempo und finde, dass ich eigentlich ganz flott unterwegs bin. Nach und nach hole ich dann innerhalb der nächsten halben Stunde vier „Konkurrenten“ ein, was sehr motivierend ist. Irgendwann bin ich dann an dem Punkt, an dem wir gestern umgekehrt sind, aber heute gehe ich unverdrossen weiter. Auch wenn ich das Zeitlimit nicht schaffe, den Gipfel will ich erreichen! Wie erwartet liegt heute schon weit unterhalb der Dammkar-Hütte Schnee. Aber gerade das Stapfen durch den Schnee macht mir viel Spaß. Hier sieht man die letzten etwa 300 Höhenmeter zum Gipfel, es geht links über die Schneefläche hoch: Die letzten Meter hinauf zum Gipfel: Am Ziel kann ich es kaum glauben, aber ich bringe die Strecke in einer Stunde und 48 Minuten hinter mich! Okay, die meisten sind schneller unterwegs, aber das ist mir egal, ich bin total stolz auf mich. Da ich eh keine Chance auf einen Ausbildungsplatz habe, lasse ich es ziemlich locker angehen. Hauptsache, ich verletze mich nicht! An der Dammkar-Hütte ist dann der heutige Prüfungstag zu Ende: Guido wartet hier auf mich, er ist eine Gruppe vor mir gestartet und ist schon längere Zeit am „Ziel“. Wie schön, dass ich nicht allein ins Tal hinunterlaufen muss! Nach einem kurzen Zwischenstopp in unserer Ferienwohnung geht es ins Dorf zum Einkaufen. Guido und ich wollen nämlich nicht wie ursprünglich geplant schon morgen zurück nach Oberstaufen fahren, sondern erst am Montag. Morgen Früh geht ja der Eignungstest weiter und erst am Nachmittag bekommen wir mitgeteilt, wer einen der begehrten Ausbildungsplätze ergattert und wer nicht. Allerdings soll es morgen den ganzen Tag regnen und nach einem Tag im Regen die Heimreise mit nassen Klamotten anzutreten, ist nicht gerade sinnvoll. Den zweiten Tag ausfallen zu lassen, kommt übrigens nicht in Frage. Guido hat eh gute Chancen und für mich ist Dabeisein alles! Meine Mahlzeiten:
PS: Um am Eignungstest teilnehmen zu können, musste man übrigens 200 Euro berappen. Vielleicht haben sie deswegen so viele Teilnehmer zugelassen. Da wurde ordentlich Geld in die Vereinskasse gespült! PPS: Die Strecke, die wir gelaufen sind. Es sind sogar über 1170 Höhenmeter: PPPS: Guidos Beschreibung des Eignungstests: Eine eilige Wanderung von Mittenwald auf den Predigtstuhl im Karwendelgebirge bei frühwinterlichen Verhältnissen.
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Diese Seite wurde zuletzt am 22. November 2024 um 12.51 Uhr GMT geändert. |