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Archiv für Oktober 2016Für eine Wolkenliebhaberin wie mich herrschten heute in Oberstaufen denkbar ungünstige Bedingungen. Über und um Oberstaufen herum spannte sich nämlich bis zum späten Nachmittag ein makelloser, blauer Himmel: Ich nahm an, dass zahlreiche Sonnenhungrige den Tag für Ausflüge nutzten, ich blieb allerdings lieber zu Hause und ließ es mir dort gut gehen. Erst gegen Abend, als die ersten Wolken am Himmel auftauchten, ging es zusammen mit Guido auf einen Spaziergang rund um den Kapf: Dank Temperaturen um die 16 °C konnte ich sogar ein bisschen barfuß gehen: Das Wolkenspiel zur Zeit des Sonnenuntergangs: Statt vom Kapf direkt nach Hause zu gehen, machten wir zum Abschluss unserer Spazierrunde einen kleinen Schaufensterbummel durch Oberstaufen und wunderten uns wieder einmal, wie viele Bekleidungsgeschäfte es in Oberstaufen gab. Geschäfte, die vor allem ein älteres und überaus zahlungswilliges Publikum ansprachen. Außerdem entdeckten wir einen Laden, in dem man die Hüte, die uns auf den Köpfen der modebewussten Oberstaufner Damenwelt aufgefallen waren, kaufen konnte: Bunte Hüte für die Paradiesvögel in meinem Paradies! Nun ja, ein Laden mit Haushaltswaren, in dem man beispielsweise Messer kaufen konnte wäre mir an der Stelle eigentlich lieber. Solch einen Laden fand man aber in ganz Oberstaufen nicht. Einen Laden, in dem alltagstaugliche und bezahlbare Kleidung angeboten wurde, wäre aber auch nicht verkehrt. In meinem Paradies konnten also durchaus noch ein paar Kleinigkeiten optimiert werden! Die Mahlzeiten des heutigen Tages:
Als Betthupferl gab es heute eine Dokumentation über den K2, mit 8611 Metern der zweithöchste Berg der Erde: Diese Worte kamen mir in den Sinn, als ich am Abend auf den Kapf pilgerte und die wunderbare Landschaft und Atmosphäre um mich herum genoss: Der Himmel zwanzig Minuten später: Das waren Bilder meiner Realität, Bilder meines Paradieses. Nicht nur auf dem Kapf empfand ich meine Realität heute als paradiesisch. Auch während einer Wanderung von der Bergstation der Hochgratbahn über die Brunnenauscharte hatte ich das Gefühl, im Paradies zu sein: Der Einstieg zum Klettersteig an der Brunnenauscharte: Die Brunnenau: Blick über das Tal der Weißach Richtung Imberg: Eigentlich war das ganze Leben, das ich im Moment führte, paradiesisch. Ich hatte jeden Tag ausreichend zu essen, bewohnte ein schönes Heim und lebte mit einem Partner zusammen, mit dem ich ein Herz und eine Seele war. Dinge, die nicht paradiesisch waren, tauchten in meiner Realität eigentlich so gut wie nie auf. Nun ja, abgesehen von manch schrägen Vögeln, die mir auf den Straßen begegneten. Aber die flogen meist schnell vorüber! Nur in der Scheinwelt Internet herrschten nicht immer paradiesische Zustände. Aber da die Scheinwelt nichts mit der Realität zu tun hatte, könnten mich die Dinge, die dort passierten, eigentlich kalt lassen. Und das taten sie mittlerweile auch, Gott sei Dank. Wenn ich daran dachte, welche Schlachten ich in dieser Scheinwelt schon geschlagen hatte, einfach fürchterlich! Heute begegneten mir aber auch dort schöne Dinge, wie zum Beispiel ein Video über die Campa, einem Indianervolk in Südamerika. Diese Menschen leben in einem Paradies, das so ganz anders als meines ist. Für mich wäre ihr Paradies wahrscheinlich die Hölle! Das gab es in meinem Paradies heute zu essen:
Die wilde Mahlzeit fand während unserer Wanderung statt und bestand aus etwa 50 Hagebutten, Brennnesseln und Roten Taubnesseln. Die beiden Kräuter waren hier zu sehen: Als Betthupferl gab es heute den ersten Teil einer ARTE-Dokumentation über die rätselhafte Welt der Wolken. Denn ein Himmel voller Wolken begeisterte mich im Moment mehr als ein strahlend blauer. Der heutige Tag war sehr geruhsam. Statt selbst aktiv zu werden und Berge zu besteigen, sah ich mir Dokumentationen über Bergbesteigungen an, unter anderem eine über die Erstbesteigung des Meru, einem 6660 Meter hohen Berg im westlichen Himalaya: Es war immer wieder erstaunlich zu erleben, wie viel Energie Menschen darauf verwandten und welche Risiken sie auf sich nahmen, um die Gipfel unwirtlicher Berge zu erreichen. Abgesehen vom Thema Bergsteigen beschäftigte mich das Thema Ernährung, insbesondere die Ernährung mit Sprossen und Keimlingen. Die Mühe, die sich manche mit der Aufzucht von Weizengras & Co. machten, war erstaunlich. Noch erstaunlicher war allerdings die Tatsache, dass diesen Sprossen wahre Wunderkräfte zugeschrieben wurden. Sie sollten in ihrer Nützlichkeit sogar Wildkräuter übertreffen. Pflanzen, die in Monokulturen wuchsen, sollten wertvoller sein als wilde? Ich wagte dies zu bezweifeln. Vor ein paar Tagen wurde übrigens in einer Facebook-Gruppe folgende Frage gestellt: „Angenommen ihr könntet euch ein Lebensmittel aussuchen, das euch ab sofort in unbegrenzter Menge zur Verfügung steht. Welches würdet ihr nehmen?“ Meine Antwort: „Fleisch und Innereien. Da ist alles drin, was man braucht.“ Heute gab es sogar zwei Fleischmahlzeiten:
So sah das Rindfleisch aus, mehr Fett als Fleisch: Das Lammfleisch war dagegen relativ mager. Passte aber, denn meinen Bedarf an Fett hatte ich ja schon mit Fleisch und Knochenmark vom Rind gedeckt. Gestern entdeckte ich im Orkos-Katalog, dass sie diese Woche nicht nur frische Datteln „Barhi“ und Pilifrüchte im Angebot hatten, sondern auch Marang und Chacungas. Da wurden Erinnerungen an alte Zeiten wach, als ich ein Vermögen für exotische Lebensmittel ausgab. Nun, damals schwamm ich sozusagen im Geld und konnte mir diesen Luxus leisten. Aber selbst, wenn ich mir diesen Luxus heute noch leisten könnte, würde ich ihn mir nicht mehr leisten wollen. Ich glaubte nämlich nicht mehr, dass exotische Lebensmittel einen gesundheitlichen Vorteil gegenüber einheimischen bzw. europäischen Lebensmitteln hatten. Schaute ich an, welches Chaos ich mir zu dieser Zeit erschaffen hatte, war ich sogar geneigt zu behaupten, dass sie mir mehr schadeten als nützten. Ab und zu überkam mich allerdings immer noch die Versuchung und ich bestellte wieder etwas Exotisches. Nur um dann hinterher festzustellen, dass ich mir das auch hätte sparen können. Einheimische bzw. europäische Lebensmittel boten im Jahresverlauf genug Abwechslung und satt und zufrieden machten sie ebenfalls. Vorausgesetzt, dass man sich der ganzen Lebensmittelpalette bediente. Aber das tat ich ja. Sogar Mineralien und Erden waren im Moment wieder mit dabei: Nicht täglich, aber ab und zu gönnte ich mir einen Löffel Tonerde! So sah mein heutiger Speiseplan aus:
Die wilde Mahlzeit bestand aus vier Früchten der Kornelkirsche, einigen sehr kleinen, wilden Birnen und Brennnesselspitzen: Unsere heutige Tour: Oberstaufen – Kalzhofen – Wuchers-Alpe – Kloster-Alpe – Großer Schlag – Mohr-Alpe – Oberstaufen. Die Streckenlänge betrug etwa 13 Kilometer. Momentaufnahmen von der Strecke: Der in der Ostschweiz gelegene Alpstein war heute wieder einmal zum Greifen nahe: Der Abendhimmel: Zu guter Letzt ein Bild, das Guido machte, der Eingangsbereich der Wuchers-Alpe: Im Fenster war eine alte Zeitung vom 28. September 1966, meinem 6. Geburtstag, zu sehen. Das waren wirklich alte Zeiten! Die Schweizer waren auch heute wieder fast überall präsent, auf den Straßen, im Bus und beim Einkaufen. Außerdem bekam ich nicht nur elektronische Post, sondern auch einen Kommentar für meinen gestrigen Tagebucheintrag aus der Schweiz. Und so spielte ich mittlerweile mit dem Gedanken, der Schweiz wieder einmal einen Besuch abzustatten. Nur während unserer Wanderung über den Prodel zum Denneberg waren die Schweiz bzw. die Schweizer kein Thema. Beim gleichmäßigen bergauf Stapfen und beim Genießen der traumhaft schönen Landschaft vergaß man schnell den Rest der Welt: Ziemlich kalt und windig war es allerdings heute hier oben, so dass ich froh war, meine Winterjacke angezogen zu haben: Während der Tour gab es zwischen 15.00 und 16.00 Uhr eine üppige Kräutermahlzeit bestehend aus Augentrost, Brennnesselblättern, Löwenzahnblättern, Vogelmiere, Blütenknospen der Kohl-Kratzdistel, Blüten vom Weiß- und vom Rotklee, vom Gänseblümchen und die Blüte einer Margerite: Außerdem fand ich die ersten Bucheckern dieses Jahres und aß etwa 50 Stück: Die Streckenlänge der Tour (Hochgratbahn Talstation – Prodel-Alpe – Oberdenneberg-Alpe – Obere Klamm-Alpe – Unterdenneberg-Alpe – Hintere Sigmatsgund-Alpe – Hochgratbahn Talstation) betrug etwa 12 Kilometer, für die Guido und ich knapp drei Stunden benötigten. Die letzten Kilometer legten wir mehr oder weniger im Dauerlauf zurück, da wir sonst den letzten Bus Richtung Oberstaufen verpasst hätten. Ich wanderte vom Bahnhof in Oberstaufen dann auch noch auf den Kapf, um den Sonnenuntergang genießen zu können: So sah mein heutiger Mahlzeitenplan aus:
PS: Am Abend hatte ich einen kurzen Schwatz mit Matthias über den Messenger von Facebook und erfuhr, dass er gerade Post von einem Schweizer bekommen hatte. Zufälle gab es! |