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Archiv für Juli 2016Am späten Vormittag fuhren wir nach Sonthofen, um Guidos Auto umzumelden. Dank Terminvereinbarung ging das flott über die Bühne. Das neue Kennzeichen hatte die Ziffernfolge 111. Die Tür stand offen und so ergriff ich die Gelegenheit beim Schopf und trat ein. Der Zufall wollte es, dass eine ältere Dame mit einer anderen Besucherin gerade eine kleine Führung begonnen hatte, der ich mich anschloss. Das Bauernhaus, in dem das Museum untergebracht war, stammte aus dem Jahr 1788 und befand sich nach liebevoller Restaurierung durch den Heimatverein noch im Originalzustand. Es wurde früher von „Strumpfwirkern“ bewohnt und bis zum Jahr 1923 wurden die hier hergestellten Strümpfe auch im Haus verkauft. Heute lud das Haus zu einem Ausflug in die Vergangenheit ein, bei dem ich aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Hier waren nur ein paar Bilder von den Möbeln, Kunstwerken und Werkzeugen aus vergangenen Zeiten: Auf dem letzten Bild war ein „Brautfuder“ zu sehen. Mit solch einem von Pferden gezogenen Holzwagen wurde die Braut mit ihrer Aussteuer zum Hof des Bräutigams gefahren. Es gab so viel über Land und Leute zu erfahren, dass mir hinterher der Kopf rauchte! Aber es wird bestimmt nicht mein letzter Besuch gewesen sein. Schließlich wollte ich ja so viel wie möglich über meine neue Heimat erfahren. Am späten Nachmittag machten Guido und ich einen Spaziergang rund um den 998 Meter hohen Kapf: Von der Haustür aus ging es die Schloßstraße hoch, an den Hängen des Kapfs vorbei zum Aussichtspunkt „Paradies“ und von dort aus über Berg nach Sinswang zurück nach Oberstaufen. Die Strecke war etwa acht Kilometer lang, war also auch als Laufstrecke gut zu gebrauchen – falls ich wieder einmal Lust auf eine Trainingseinheit bekam. Die Landschaft kurz vor Sinswang: Am Kurpark von Oberstaufen nutzte ich wie gestern das Wassertretbecken, bevor es über den Kalvarienberg nach Hause ging. Auf dem Kalvarienberg, „unserem“ Hausberg, stand nicht nur eine Kapelle, sondern auch ein uralter Baumriese, ein geschütztes Naturdenkmal. Der Blick auf den Baum von unserem Balkon aus: Der heutige Speiseplan:
Während unseres Spaziergangs aß ich außerdem einige Walderdbeeren. Morgen wird dann mein erstes Orkos-Paket an den neuen Wohnort geliefert. So langsam wurde es mir nämlich etwas langweilig mit meiner aktuellen Auswahl. Außerdem gingen die Kokosnüsse zur Neige und mit Avocados als einziger Fettquelle kam ich auf die Dauer nicht weit. Einschlafen konnte ich in der ungewohnten Umgebung gut, wachte aber immer wieder auf und beendete daher die Nachtruhe um 5.00 Uhr vorzeitig. Die erst Mahlzeit gab es um 6.38 Uhr. Sie bestand aus 200 Gramm Aprikosen. Am Vormittag ging es noch einmal zum Rathaus: Das Büro, in dem man als Bürger mit Erstwohnsitz in Oberstaufen „Freizeitpakete“ mit verschiedenen Leistungen beantragen konnte, hatte nämlich nur am Vormittag geöffnet. Ein solches Paket zu beantragen, war bei der Intensität unserer Freizeitaktivitäten sozusagen ein „Muss“. Wir entschieden uns unter den verschiedenen Angeboten für das Paket „Freizeit“. Das beinhaltete für ein Jahr einen täglichen Eintritt ins Aquaria, der Bade- und Saunalandschaft in Oberstaufen, täglich je eine Berg- und Talfahrt der umliegenden Bergbahnen, freier Eintritt ins Freibad Thalkirchdorf, die Jahresgebühr für die Bücherei und freie Busfahrt mit der Buslinie 9795, die Oberstaufen mit den umliegenden Dörfern verband. Kostenpunkt 329 Euro, das war weniger als ein Euro pro Tag. Ein echtes Schnäppchen für die Leistungen, die man dafür bekam! Ich lief vom Rathaus anschließend weiter zum „Marktkauf“, einem Supermarkt der „Feneberg“-Kette und schaute mich dort nach brauchbaren Lebensmitteln um: Sie hatten viele Lebensmittel in Bio-Qualität, so dass die Grundversorgung an frischen Lebensmitteln vor Ort gesichert war. Außerdem gab frischen Fisch, den ich bei Gelegenheit testen werde. Mit einer Fleischquelle sah es dagegen noch nicht so rosig aus. Ich war allerdings zuversichtlich, kam der Bedarf, kam das Fleisch! Zum Mittagessen aß ich um 11.30 Uhr 100 Gramm Champignons, 60 Gramm Römersalat und 370 Gramm Avocados Fuerte, alles Lebensmittel aus dem Marktkauf. Am Nachmittag nutzten wir erstmals unsere druckfrische Freizeitkarte aus, fuhren mit dem Bus zur Talstation der Hochgratbahn und anschließend mit der, wie es in der Werbung hieß, nostalgischen Bergbahn bis auf 1700 Meter Höhe. Nostalgisch war eine angemessene Beschreibung für die im Jahr 1972 in Betrieb genommene Bahn: Hier schien die Zeit in den 70ern stehengeblieben zu sein. Von der Bergstation aus ging es dann zu Fuß weiter auf den 1834 Meter hohen Gipfel des Hochgrats, der höchsten Erhebung der Nagelfluhkette. Der Blick vom Gipfel Richtung Südosten und Süden: Bei klarer Sicht konnte man bis zur Zugspitze sehen. Heute war vor allem der Hochvogel gut zu erkennen. Aber nicht nur die herrliche Aussicht faszinierte mich, das Nagelfluhgestein bot zahlreichen Pflanzen günstige Wachstumsbedingungen: So gab es zwischendurch immer wieder das ein oder andere Kräutlein, das ich probieren bzw. essen konnte, allen voran Wundklee und Vergissmeinnicht: Außerdem trank ich etwa einen halben Liter Wasser aus Gebirgsbächen. Um kurz nach 17 Uhr waren wir zurück an der Talstation und konnten direkt mit dem Bus zurück nach Oberstaufen fahren. Wandern machte hungrig, daher gab es um 17.50 Uhr eine weitere Mahlzeit mit 120 Gramm Heidelbeeren, 400 Gramm Aprikosen und 400 Gramm Bananen „Cavendish“. Am Abend war ich noch einmal unterwegs, zum Wassertreten und um die schöne Landschaft rund um Oberstaufen zu genießen: Die letzte Mahlzeit fand um 21.47 Uhr statt und bestand aus 230 Gramm Wasser und 290 Gramm Fleisch einer Kokosnuss „Buko“. Um 3.00 Uhr war ich heute das erste Mal wach und kurz davor, aufzustehen, mein Auto zu beladen und mich auf den Weg nach Oberstaufen zu machen. Gott sei Dank konnte ich meine Pläne nicht in die Tat umsetzen, weil ich schnell wieder einschlief. Später stellte sich sowieso heraus, dass ein Auto reichte, um die ersten Habseligkeiten nach Oberstaufen zu bringen. Gegen 9.30 Uhr ging es bei Nieselregen dann auf zur großen Fahrt. Je weiter wir nach Süden kamen, desto klarer wurde der Himmel und in Oberstaufen begrüßten uns Sonnenschein und sommerliche Temperaturen. Da wir bis zur Schlüsselübergabe noch etwas Zeit hatten, machten wir uns auf den Weg ins Dorfzentrum: Das Oberstaufener Rathaus: „Zufällig“ hatte das Einwohnermeldeamt noch geöffnet, so dass wir uns nicht wie geplant erst morgen, sondern heute schon anmelden konnten. Oberstaufen hatte also seit heute (mindestens) zwei neue Bürger. Die Schlüsselübergabe ging dann genau so reibungslos über die Bühne wie die Fahrt und die Anmeldung. Die Wohnung war wie vereinbart geräumt und sauber geputzt worden, besser hätte es nicht sein können. Und auf unserem abendlichen Spaziergang waren wir endlich von „richtigen“ Bergen umgeben, nicht nur von Weinbergen. Blick übers Weißachtal, im Hintergrund der in der Ostschweiz gelegene Alpstein mit seinem höchsten Gipfel, dem 2500 Meter hohen Säntis: Oberstaufen vom Staufner Berg aus gesehen: Der heutige Speiseplan:
Kohlrabi und Mais aß ich übrigens auf dem Balkon sitzend mit Blick ins Grüne: Schlafen werden wir in den nächsten Tagen auf der Gästecouch, das Bett kommt erst in gut zwei Wochen zusammen mit unseren restlichen Besitztümern. Dann wird der Wohnort Mertesdorf endgültig der Vergangenheit angehören. PS: Ich werde es ab morgen nicht mehr so genau nehmen mit dem Wiegen. Immerhin hielt ich fast vier Monate lang durch. Heute hieß es wieder einmal Taschen und Koffer packen, denn morgen ging es nach Oberstaufen in die neue Wohnung. Noch war nicht ganz sicher, ob alles, was wir mitnehmen wollten, in ein Auto passte. Wenn nicht, musste sich mein up! doch noch einmal auf eine größere Reise begeben. Ansonsten konnte er sich ein paar Tage von den Strapazen der letzten Wochen erholen. Und wenn alles wie geplant lief, werde ich ihn am 19. Juli einem neuen Besitzer übergeben. Am 20. Juli wird dann der „richtige“ Umzug stattfinden. Neben all den Dingen, die gepackt und erledigt werden mussten, blieb am Abend aber trotzdem Zeit für einen Spaziergang. Für mich war so ein Spaziergang mindestens ebenso wichtig wie die tägliche Nahrungsaufnahme. So sah mein heutiger Speiseplan aus:
Den Rest des Abends werde ich mit Lesen verbringen. 1052 Gramm Wassermelone und 533 Gramm dunkle Trauben bildeten um 6.12 und 9.24 Uhr die beiden ersten Mahlzeiten des Tages. Zwischen 12.05 und 12.32 Uhr verzehrte ich 198 Gramm Fruchtfleisch und 35 Gramm Kerne von Pilifrüchten: Gegen 14 Uhr fuhren Guido und ich mit dem Auto nach Allenbach, um dort die 11 Kilometer lange Traumschleife „Zwischen den Wäldern“ zu wandern. Die Strecke verlief zwischen Hoch- und Idarwald, deshalb die Bezeichnung „Zwischen den Wäldern“. Ich war gespannt, ob wir auf einer vermeintlich ruhigen und erholsamen Strecke wieder einmal auf eine Großbaustelle treffen würden, wie beispielsweise am 21. Juni. Aber dieses Mal herrschte himmlische Ruhe. Ein gutes Zeichen, schließlich spiegelten die äußeren Ereignisse immer nur das eigene Innere wieder. Startpunkt der Wanderung war ein Parkplatz am Rand von Allenbach, einer Ortsgemeinde im Landkreis Birkenfeld in Rheinland-Pfalz. Der erste Teil der Strecke führte entlang des Idarbachs in den Ortskern hinein: Mitten im Ort konnte man eine alte Getreidemühle, ein Schloss und eine Kirche bewundern, dann ging es am Rand von Pferdekoppeln vorbei in Richtung Wald. Ein Blick zurück auf Allenbach: Faszinierend fand ich dieses Mal nicht nur die durch die Wälder führenden Streckenabschnitte, sondern auch die über die freien Flächen, von denen man immer wieder wunderbare Aussichten über die Landschaft hatte. Spuren einer Besiedlung waren nur selten zu sehen. Aber auch wenn der Blick nicht ganz so weit ging, spiegelte sich für mich in der Landschaft das Gefühl von Freiheit wieder: Die Pilinüsse hatten zwar recht satt und zufrieden gemacht, aber den Trieben von Platterbsen, die am Wegesrand wuchsen, konnte ich nicht widerstehen: Gegen 19.30 Uhr waren wir wieder zurück in Mertesdorf, um 19.41 Uhr begann für mich die letzte Mahlzeit des Tages. Sie dauerte gut zweieinhalb Stunden und bestand aus 162 Gramm Kohlrabi, 251 Gramm Champignons und 253 Gramm frischen Erdnüssen. Etwas später kam dann doch noch etwas Unruhe um uns herum auf: Das Fußballspiel zwischen Deutschland und Italien führte in der Nachbarschaft zu heftigen Gefühlsausbrüchen. Aber da sie positiver Natur waren, passten sie gut zu meiner eigenen Stimmung. |