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Archiv für September 2015Vor ein paar Tagen schickte mir eine Freundin folgenden Zeilen:
Die Intuition war es, die sowohl Guido als auch mich in den letzten Tagen immer mehr daran zweifeln ließ, ob die Wohnung in Oberstdorf, für die wir uns entschieden hatten, wirklich die „richtige“ wäre. Irgendwann waren wir uns dann einig: Wir werden den Mietvertrag nicht unterschreiben. Wir waren daher wieder auf der Suche nach einer dauerhaften Bleibe. Ein bisschen komisch fühlte es sich schon an, erneut auf Suche zu gehen. Aber wir wussten jetzt um einiges besser, was wir wirklich brauchten. Abgesehen von einem Blick auf die Wohnungsinserate im Internet, den über den Tag verteilten Mahlzeiten und einer Lesestunde auf dem Dachboden, verbrachten wir nach dem Motto „In der Ruhe liegt die Kraft“ die Zeit meditierend und übten uns im Wu wei:
So sah mein Mahlzeitenplan aus:
Die Traube „Garant“ hatte knackige, gelbe Beeren mit einem leichten Muskat-Geschmack. Wie die Sorte „Pierre Royal“ war sie aufgrund ihres Äußeren nicht mehr für den Verkauf geeignet: Ihr Geschmack war allerdings ebenso himmlisch wie der der „Pierre Royal“. Die erste Mahlzeit fand um 10.30 Uhr statt und bestand aus 450 Gramm Trauben „Mitschurinksi“. Um 13.00 Uhr aß ich 140 Gramm Pfirsiche. Danach wurde es langsam Zeit, sich auf eine Einkaufstour zu begeben, weil die Vorräte an Früchten zur Neige gingen. Bevor Guido und ich uns mit dem Auto zu den üblichen Quellen wie Bioladen, Bauer Greif in Zewen und Biogarten in Konz aufmachten, fuhren wir mit den Fahrrädern zum regionalen Supermarkt „Wasgau“, um dort Einkäufe für meine Tochter zu erledigen. Wir waren uns hinterher einig, dass das Einkaufen mit dem Fahrrad um einiges vergnüglicher war als mit dem Auto. Vor allem, wenn die Quelle in der Nähe lag und nur Kleinigkeiten zu besorgen waren. Bei einer Fahrt nach Trier oder Konz dagegen überwogen die Vorteile des Autos. Im Trierer Bioladen gab es außer einem Pfund Champignons nichts zu holen. Bei Bauer Greif wanderten drei Kilogramm Zwetschgen, ein Kilogramm Mirabellen und eineinhalb Kilogramm Pfirsiche in den Einkaufskorb. Im Konzer Biogarten ernteten wir zwischen 18.15 und 19.15 Uhr neun Kilogramm Trauben und knapp ein Kilogramm Kiwais. Natürlich nicht, ohne zwischendurch von verschiedenen Köstlichkeiten des Gartens zu probieren bzw. zu essen. Hier waren Kiwais am Strauch zu sehen: Am besten schmeckten die schon leicht schrumpeligen Exemplare. Viel konnte ich allerdings nicht von diesen Früchtchen essen, es bitzelte schnell auf der Zunge. Sperre! Wenn man weiter aß, ging das Bitzeln in ein unangenehmes Brennen über. Das ersparte ich mir lieber und widmete mich dem Verzehr der Trauben: Dies war die Sorte „Pierre Royal“. Es war eine Züchtung des Eigentümers aus den Sorten „New York Muscat“ und „Venus“. Sie schmeckte süß, mit ganz leichtem Muskataroma. Zum Leid des Eigentümers waren die reifen Beeren durch den starken Regen der letzten Tage aufgeplatzt und für den Verkauf in den Bioläden nur noch eingeschränkt brauchbar. Die meisten Kunden von Bioläden bevorzugten nämlich „makellose“ Ware. Wir dagegen hatten das Vergnügen, uns nicht nur für den halben Preis satt essen zu können, sondern auch den Gaumen mit ganz ungewohnten Geschmackserlebnissen überraschen zu können. Von zuckersüß, über aromatisch muskatartig, bis hin zu essigsauer und likörartig war alles dabei. Wer das nicht nutzte, war meiner Meinung schön dusselig! Solche Früchte waren für mich Geschenke aus der Apotheke von Mutter Natur. Nach dem Verstauen unserer Schätze im Kofferraum des Autos nutzten wir die letzten Sonnenstrahlen und machten einen kleinen Spaziergang durch die Weinberge. An einer Marienkapelle hielten wir kurz inne: Um 21.00 Uhr waren wir wieder zu Hause. Eine halbe Stunde später fuhr ich zu meiner Kinesiologin. Gemeinsam lösten wir ein traumatisches Erlebnis aus meiner jüngeren Vergangenheit auf, das dazu führte, dass ich immer wieder Sehnsucht hatte, nach Hause zurückzukehren. Wer spirituell bewandert war, wusste, was dies bedeutete: Ich wollte zurück in die geistige Welt, aus der wir kamen und die unsere wahre Heimat war. Der Weg dorthin führte über den Tod. Manchmal war es für mich nämlich nicht ganz einfach, das Fremdsein, über das ich in meinem gestrigen Eintrag über die Rebellin schrieb, auszuhalten. Interessanterweise fühlte ich mich in der Natur niemals fremd. Deshalb zog es mich wahrscheinlich auch in die Region der Allgäuer Alpen. Wenn man den Wunsch hatte, in die geistige Welt zurückzukehren, brauchte man sich übrigens nicht zu wundern, wenn es mit einem wirklichen Zuhause, in dem man ohne Wenn und Aber herzlich willkommen war, hier auf Erden nicht so richtig klappen wollte. Die letzte Mahlzeit fand von 22.30 bis 23.15 Uhr statt und bestand aus 490 Gramm Fleisch aus der Keule eines Lamms. Die Tage kam ich wieder einmal mit Werken Oshos in Berührung. Oshos Leben und seine Werke wurden und werden zu Recht immer wieder kritisiert. Einige seiner Bücher gehörten für mich trotzdem zu den Standardwerken der spirituellen Literatur. Im Gegensatz zu den Werken vieler anderer „Gurus“ besaßen seine eine spezielle Art von Humor, die mir persönlich sehr gut gefiel. Ich hatte heute außerdem das Vergnügen, blind eine Karte aus dem Osho Zen Tarot ziehen zu dürfen. Es war die Karte des Rebells: Hier war die Botschaft dieser Karte:
Volltreffer, würde ich sagen! Abgesehen davon, dass ich kein Rebell, sondern eine Rebellin war. Eine rohe Rebellin noch dazu! Besonders interessant im Zusammenhang mit Rohkost fand ich diesen Satz: „Denn sie besitzen eine gewisse Kraft, eine Ausstrahlung, eine magnetische Anziehungskraft, ein Charisma, das lebendige, junge Leute aus dem Gefängnis der Tradition herausholen kann.“ In der Tat waren es vor allem lebendige, junge Menschen, die sich zur Rohkost, wie sie Mutter Natur für uns Menschen vorgesehen hatte, hingezogen fühlten und damit auch zu mir. Wobei „jung“ für mich mit „jung geblieben“ gleich zu setzen war und nicht zwangsläufig mit der Anzahl von Jahren zu tun hatte, die man in seiner jetzigen Inkarnation auf Erden verbracht hatte. War ich schon bei einer Rohkost, wie sie Mutter Natur für mich vorgesehen hatte? Ich wusste es nicht. Aber ich war hoffentlich auf einem guten Weg dorthin. So sah mein heutiger Speiseplan aus:
Die Mahlzeit um 15.15 Uhr fand bei meinen Eltern statt: Zusammen mit Guido und meinen Kindern war ich dort zum Mittagessen und nachmittäglichem Kuchenessen sowie Kaffee- bzw. Teetrinken eingeladen. Zum Mittagessen gab es für mich eine Flasche Mineralwasser und später die Früchte. Da die Einladung für Guido und mich mit einer mehrstündigen Autofahrt verbunden war, liefen wir am Abend zur Entspannung unserer Beine noch eine kleine Runde durch die Mertesdorfer Weinberge. Während dieser Runde aß ich Blätter der Ackermelde und Eibischblüten und ergänzte die Kräutermahlzeit später mit 120 Gramm jungem Spinat aus biologischem Anbau. Um 10.30 Uhr aß ich 300 Gramm Pfirsiche aus eigener Sammlung und um 11.30 Uhr 550 Gramm Zwetschgen sowie 520 Gramm Mirabellen. Der Himmel war wolkenverhangen, als Guido und ich um 13.30 Uhr startklar für eine Fahrradtour waren. Aber selbst wenn es geregnet hätte, hätte uns das nicht von unserem Vorhaben abgebracht. Wir brauchten dringend frische Luft und Bewegung, um einige Ereignisse der letzten Tage besser verdauen zu können. Wir wollten den Ruwer-Hochwald-Radweg bis an den Keller See fahren, dort einen kurzen Spaziergang machen und anschließend die gleiche Strecke wieder zurückradeln. Der Radweg wurde in vier Bauphasen auf einer ehemaligen Bahntrasse errichtet. Eine Tafel gab einen Überblick über die Stationen, die wir passierten: Die mittlere Steigung entlang des Weges betrug 1%. Nach gut zwei Stunden und fünfzehn Minuten hatten wir den Bootssteg des Keller Sees erreicht. Es sah nicht viel anders aus wie am 22. März dieses Jahres, als wir hier schon einmal waren: Dieses Mal blieben wir allerdings nicht lange allein: Zur gleichen Zeit wie wir trudelten die Gäste einer Hochzeitsgesellschaft ein. Denise und Chris ließen sich feiern und wir machten uns schnell aus dem Staub! Auf dem öffentlichen Parkplatz des Sees stellten wir kurze Zeit später unsere Fahrräder ab und wanderten einen Teil, etwa 10 Kilometer, der Traumschleife „Hochwald Acht“, den Teil, der hauptsächlich durch urige Wälder führte. Der Waldsee, an dem wir im März wunderschöne Aufnahmen machen konnten, war jetzt fast ausgetrocknet. Unterwegs aßen wir je einen Kolben Zuckermais. Um 18.30 Uhr waren wir wieder bei unseren Fahrrädern und machten uns bei leichtem Regen an die Rückfahrt. Dank des leichten Gefälles waren wir jetzt sehr viel schneller unterwegs als bei der Hinfahrt, allerdings trotzdem nicht schnell genug, um rechtzeitig vor dem Dunkelwerden nach Hause zu kommen. Insgesamt waren wir sieben Stunden unterwegs, davon 4 Stunden auf dem Fahrrad. Die mit dem Fahrrad zurückgelegte Strecke betrug 74 Kilometer, ein neuer Rekord an Tageskilometern für mich. Direkt nach der Ankunft stärkte ich mich mit 350 Gramm hellen und 280 Gramm dunklen Trauben sowie 110 Gramm Zwetschgen und 300 Gramm Mirabellen. Den Rest des heutigen Tages verbrachte ich mit dem Schauen von Reportagen übers Allgäu. Obwohl ich mich in unserem Haus in Mertesdorf weiterhin sehr wohl fühlte, sehnte ich mich doch zurück in die Berge und die Ruhe, die mich dort umgab. Ich versuchte deshalb, dieses Wochenende erneut eine Unterkunft in Oberstdorf zu finden, allerdings ohne Erfolg: Am Samstag fand in Oberstdorf die Viehscheid bzw. der Almabtrieb des Viehs von den Sommerweiden in den Bergen hinunter ins Tal und das Auflösen der sommerlichen Herde sowie die Rückgabe der einzelnen Tiere an ihre Besitzer statt. Es war und ist Brauch, die Tiere für den Abtrieb kunstvoll mit Bergblumen und Latschenkiefern zu schmücken, als Dank gegenüber dem Himmel für einen erfolgreichen Sommer. Mittlerweile war dieses Ereignis zu einer spätsommerlichen Touristenattraktion geworden und somit waren fast alle Unterkünfte ausgebucht. Es sei denn, wir wären bereit gewesen, 400 Euro für die Nacht zu bezahlen. Bei solchen Preisen kam ich mir jedoch ein bisschen wie eine Weihnachtsgans vor, die gerupft werden sollte. Wir werden uns also noch ein bisschen gedulden müssen. Die erste Mahlzeit fand um 9.30 Uhr statt und bestand aus 300 Gramm Pfirsichen und 350 Gramm Trauben „Venus“. Später startete ich mit dem Auto Richtung Trier und erledigte diverse Einkäufe. Ein weiterer Grund, warum es mich zurück nach Oberstdorf zog: Dort konnte ich alle Einkäufe zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen, ohne mich durch den Dunst von Autoabgasen quälen zu müssen. 480 Gramm Mirabellen bildeten um 13.30 Uhr das Mittagessen. Nachmittags fing ich mit dem Lesen eines Buches an, das in einem Forum erwähnt worden war und sofort mein Interesse geweckt hatte: Es war Gott sei Dank als E-Book erhältlich und nach der Bestellung bei Amazon innerhalb von Sekunden auf meinem Kindle. Ein Hoch auf die moderne Technik. Um 17.00 Uhr gab es eine weitere Obstmahlzeit mit 400 Gramm Zwetschgen. Kurz vor Sonnenuntergang ging es dann in die Berge, genauer gesagt in die Weinberge. Abenddämmerung in den Weinbergen: Statt beleuchteten Sprungschanzen bekam man hier in der Nacht beleuchtete Rasenplätze zu sehen: Die letzte Mahlzeit begann um 21.40 Uhr, dauerte fast eine Stunde und bestand aus 650 Gramm Fleisch vom Lamm. |