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In der RhönUm 21.00 Uhr war ich gestern in Liersberg und lud die beiden Kästen mit den Bienen in mein Auto. Wenn man Bienen an einen neuen Standort bringen wollte, machte man dies am besten nachts bzw. in den frühen Morgenstunden, wenn alle Flugbienen im Stock waren. Das Flugloch hatte ich vorher mit Schafwolle verschlossen. Es war eine sehr anstrengende Arbeit, denn die beiden Kästen standen etwa 300 Meter vom Auto entfernt und der eine wog so viel, dass ich ihn nur nach zweimaligem Absetzen ans Ziel bringen konnte. Nachdem die Bienen gut verstaut waren, aß ich mich im Garten an schwarzen Johannisbeeren, Himbeeren und Süßkirschen satt und pflückte ein Schälchen Himbeeren (etwa 200 Gramm) sowie etwa zwei Kilogramm Kirschen als Proviant für die Reise. Gegen 22.30 Uhr machte ich mich auf den Weg in die Rhön. Um Mitternacht musste ich das erste Mal anhalten, weil ich zu müde zum Weiterfahren war. Nach einem kurzen Schlaf von einer halben Stunde ging es bis um 3.00 Uhr weiter. Da war ich schon kurz vor meinem Ziel, die Müdigkeit war aber so groß, dass ich lieber noch einmal eine Pause eingelegte. Die aufgehende Sonne weckte mich nach gut einer Stunde und ich konnte den letzten Teil der Strecke zurücklegen. Jetzt hieß es, das Grundstück, auf das die Kästen gestellt werden sollten, zu finden. Mit Hilfe einer Anleitung per Handy ging dies aber problemlos und ich konnte meine beiden Kästen an Ort und Stelle bringen. Hier war die Strecke zwischen Auto und Standort noch länger als in Liersberg. Aber ich bekam alles gut hin und legte mich dann bis zur Ankunft des Imkerpatens auf eine sonnige Wiese. Von dem Platz aus hatte ich einen wunderschönen Blick über die Landschaft: Gegen 10 Uhr kam mein Pate mit einem Helfer. Er hatte zehn Völker dabei. Diese waren zum Teil wesentlich größer als meine und hatten zwei oder drei Kästen zur Verfügung. Es war eine ganz schöne Plackerei, bis alle an ihrem Platz standen. Aber schließlich konnten alle Fluglöcher geöffnet werden und die Bienen endlich losfliegen. Sie waren durch den Transport und die späte Öffnung ziemlich nervös, das war zu merken. Ich kassierte schon beim Öffnen der Fluglöcher meinen ersten Stich. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Erst einmal aber machten wir einen Spaziergang über das Grundstück. Es hatte eine kleine Quelle und da in der Nähe keinerlei Landwirtschaft betrieben wurde, konnte man das Wasser auch als Trinkwasser nutzen. Zum ersten Mal in meinem Leben entdeckte ich eine Türkenbundlilie in freier Natur: Nach dem Rundgang schaute sich mein Pate meine beiden Völker an: So wie es aussah, hatte ich Glück, beide Völker hatten sich gut entwickelt. Anschließend ging es zu den Völkern meines Paten. Hier fing dann das große Drama an. Ich wollte wie immer helfen, aber kaum wurde der Deckel des ersten Kastens geöffnet, schossen zahlreiche Bienen daraus hervor und starteten einen Angriff auf uns. Wir suchten unser Heil in der Flucht, wurden allerdings trotzdem von einigen Bienen gestochen. Mich erwischte es am Kopf und an der Nasenspitze. Die Stiche am Kopf taten zwar weh, schwollen aber nicht an. Anders der Stich an der Nase. Erst fing die Nase an zu laufen und ich musste immer wieder niesen, dann schwollen die Schleimhäute zu. Richtig arg wurde es, als ich schon wieder auf der Heimfahrt war: Die Schwellung ersteckte sich schließlich über die ganze rechte Gesichtshälfte, einschließlich Oberlippe und Augenregion. Mein Imkerpate musste die Arbeit an seinen Völkern dann allein durchführen und zog zum ersten Mal in meiner Anwesenheit einen Imkerhut auf. Sein Helfer betrachtete die Angelegenheit auch lieber aus sicherer Entfernung. Als meine Tochter mich abends sah, war sie einerseits geschockt, einerseits musste sie lachen. „Mama, du siehst aus wie Quasimodo!“ Tja, da konnte ich nach einem Blick in den Spiegel nicht widersprechen! Nun war sicherlich auch dieses Drama kein „Zufall“ und ich fragte mich natürlich, aus welchen Grund ich es mir erschaffen hatte. Ich hatte zwar eine Idee, ganz klar sah ich aber noch nicht. Ich hoffe, dass ich noch dahinter komme. Während der nächtlichen Fahrt und am nächsten Morgen verzehrte ich meinen mitgenommen Proviant. Um 15 Uhr gab es ein kleines Stück Wabenhonig (etwa 100 Gramm) von einem meiner beiden Völker. Ich hatte mehr zur Verfügung, aber die Sperre kam ziemlich schnell. Die Abendmahlzeit begann um 21.45 Uhr und bestand aus 650 Gramm Fleisch und zahlreichen Rippenendstücken von der Brust eines Hirschs. PS: Ich bin gespannt, wie sich die Schwellung über Nacht entwickelt. Mal schauen, ob ich morgen überhaupt noch aus den Augen gucken kann.
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Diese Seite wurde zuletzt am 22. Februar 2020 um 18.49 Uhr GMT geändert. |